+++ EU-Gründer-Staaten drängt auf raschen Austritt +++
Frankreich, Italien und Deutschland drängen darauf, die formellen Austrittsverhandlungen mit Grossbritannien rasch anlaufen zu lassen. Am Dienstag beginnt in Brüssel ein EU-Gipfel, um über den Brexit und die Folgen in der EU zu beraten.
+++ Gegen baldige Neuwahlen +++
Der scheidende britische Premierminister David Cameron hat erstmals seit dem Brexit im Unterhaus gesprochen. Der Zeitpunkt für offizielle EU-Austrittsverhandlungen entscheide allein Grossbritannien. Cameron sagte, es obliege einem neuen Premierminister und dessen Kabinett, vorher auch die Form der künftigen Beziehung zur EU festzulegen.
Neuwahlen ins britische Unterhaus soll es gemäss den Konservativen erst nach Verhandlungen über den konkreten Brexit geben.
+++ Tories wollen bis 2. September neuen Regierungschef +++
Die Nachfolge des britischen Regierungs- und Parteichefs der konservativen Tories, David Cameron, soll bis zum 2. September geregelt sein. Das teilte die Partei mit. Ursprünglich war von Ende Oktober die Rede. Cameron hatte nach dem Brexit seinen Rücktritt bis Oktober angekündigt und erklärt, die formale Austrittserklärung obliege dann seinem Nachfolger. Das Verfahren zur Wahl eines neuen Parteichefs soll nächste Woche beginnen.
+++ Labour-Chef verliert immer mehr Rückhalt +++
In der Labour-Partei spitzt sich der Machtkampf weiter zu: Aus Protest gegen den zum linken Flügel gehörenden Parteichef Jeremy Corbyn erklärte auch Angela Eagle ihren Rücktritt von ihrem Posten im Schattenkabinett. Sie vertrat Corbyn bisher bei Debatten im Parlament in dessen Abwesenheit.
Damit verlor Corbyn bereits mehr als die Hälfte seiner «Mannschaft» in der Opposition, die im Falle eines Regierungswechsels das Kabinett bilden würde. Auslöser der Rücktrittswelle war die Kritik an Corbyns Kampagne für einen Verbleib Grossbritanniens in der EU. Viele Vertreter des rechten Flügels warfen dem Labour-Chef vor, nur halbherzig für den Verbleib geworben zu haben.
+++ Zweifel an Online-Petition für zweites Referendum +++
Eine an das britische Parlament gerichtete Petition für ein zweites Brexit-Referendum findet gewaltigen Zuspruch – doch es gibt Zweifel, ob die bislang mehr als 3,7 Millionen Unterstützer alle gezählt werden dürfen. Das zuständige Komitee im Unterhaus hat nach eigenen Angaben 77'000 digitale Unterschriften entfernt und achte auf «verdächtige Aktivitäten».
Die Zahl der Unterstützer der Petition, die bereits Ende Mai aufgesetzt wurde, stieg am Montag weiter an. Sie fordert ein zweites Referendum, wenn das Ergebnis der ersten Abstimmung knapper als 60 zu 40 Prozent ausfallen und die Wahlbeteiligung unter 75 Prozent liegen sollte. Beides ist eingetreten.
+++ Britisches Kabinett soll mit Brexit-Vorbereitungen beginnen +++
Die britische Regierung soll nach dem Willen von Premierminister David Cameron bereits mit den Vorbereitungen für den Austritt aus der EU beginnen. Ansonsten habe Cameron seine Minister angewiesen, dass alles seinen gewohnten Gang gehen solle. Wann der Antrag auf EU-Austritt nach Artikel 50 des EU-Vertrages aktiviert werde, sei die Entscheidung Grossbritanniens.
+++ Credit Suisse unter Druck +++
Der Schweizer Aktienmarkt notiert am Montag Mittag negativ. Nach einem schwachen Start hatte sich der SMI zwar schnell erholt, fiel dann aber schon bald wieder deutlicher zurück.
Vor allem Banken mit Bezug zu Grossbritannien stehen massiv unter Druck. Bei den Bankentiteln verlieren dabei die Papiere der kapitalschwächeren Credit Suisse (CS) mit rund 9 Prozent und einem neuen Jahrestief bei 10,24 Franken deutlich stärker als diejenigen der UBS (–8,2 Prozent).
Bereits am Freitag waren die beiden Aktien mit –13,9 Prozent bzw. –11,2 Prozent stark eingebrochen. Bei der CS gebe es ausserdem Befürchtungen, dass mit der Zeit auch bisher loyale Aktionäre die Geduld verlieren könnten. Nicht viel besser geht es im aktuellen Umfeld den Papieren der Privatbank Julius Bär (–4,9 Prozent).
+++ EU-Budget sinkt durch Brexit um 15 Prozent +++
Durch den Brexit würde das Budget der Europäischen Union nach 2020 um 15 Prozent niedriger ausfallen, sagte die EU-Kommissarin für Regionalpolitik, Corina Cretu. Das sei beunruhigend. Regionalpolitik werde von den Bürgern am
meisten beachtet.
+++ Frankreich mit hartem Kurs gegen Grossbritannien +++
Grossbritannien als Nicht-EU-Mitglied könne nicht automatisch einen Zugang zum EU-Markt wie die Schweiz erhalten, sagte der französische Aussenminister Jean-Marc Ayrault.
+++ Grösse der Intervention der SNB langsam sichtbar +++
Der Anstieg der Giroguthaben der Banken bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) ist ein Hinweis darauf, in welcher Grössenordnung die SNB nach dem Brexit am Devisenmarkt interveniert hat. Die Giroguthaben nahmen in der letzten Woche um 6,9 Milliarden Franken auf 423,5 Milliarden zu. Das Total der Sichtguthaben bei der SNB stieg um 4,8 Milliarden auf 501,2 Milliarden.