Jeder Autofahrer weiss: Der reale Spritverbrauch ist viel höher als die Angabe im Prospekt seines Autos. Der Diesel-Skandal hat ausserdem aufgedeckt, dass die Hersteller bei der Zulassung tricksen, um die Grenzwerte bei den Schadstoff-Emissionen einzuhalten.
Schuld am Missstand sind die illegalen Praktiken der Autobranche. Tatsache ist aber auch, dass die Prüfverfahren der Behörden ungenügend sind und der Industrie viele Schlupflöcher bietet. Bis jetzt.
Ab 1. September treten europaweit neue Abgasvorschriften in Kraft, welche die Schweiz automatisch übernimmt. Sie bringen im Wesentlichen drei Verbesserungen:
- Realistischere Messverfahren im Labor: Die Tests auf dem Prüfstand werden etwas angepasst an die Realität. Bisher konnten beispielsweise Fahrzeuge im Labortest mit teilweise wesentlich geringerem Gewicht geprüft werden, als sie in der Praxis auf den Strassen umherfahren. Mit den neuen Vorschriften muss sowohl die leichteste wie auch die schwerste Version des Fahrzeugs geprüft werden
- Offenlegung Abgasreinigung: Bisher mussten Fahrzeughersteller keinerlei Details über die Steuerung ihrer Abgasreinigung angeben und konnten die Abgasreinigung ausserhalb des Labors einschränken. Mit den neuen Bestimmungen zur Offenlegung der Funktionen zur Abgasreinigung in der Motorsteuerung ist dies nicht mehr möglich
- Messungen auf der Strasse: Die wichtigste Neuerung ist jedoch die Einführung realitätsnaher Strassenmessungen. Damit soll endlich sichergestellt werden, dass sich die Diskrepanz zwischen Labormesswerten und realen Emissionen verringert.
Lange Übergangsfristen
Dennoch werden die Autos nicht auf Anhieb sauber. Das neue Abgasmessverfahren namens WLTP «world-wide light duty vehicle test procedure» stellt eine Verschärfung der Euronorm 6 dar, die seit 2014 gilt. Doch die Vorschriften gelten nur für neue Modelle, die ab September zugelassen werden.
Ausserdem erfolgt die Einführung stufenweise: Den Autohersteller werden lange Übergangsfristen gewährt. Für die Messungen auf der Strasse müssen erst im September 2019 Grenzwerte erfüllt werden. Erst ab 2021 darf schliesslich die Abweichung zwischen Strassen- und Labortest nur noch minimal sein.
«Wirklich sauberer müssen die Autos erst in zwei Jahren sein», betont Christian Bach, Christian Bach von der EMPA, der an der Entwicklung des neuen Prüfverfahrens mitgearbeitet hat. Er empfiehlt darum nur Dieselauto zu kaufen, die die strengsten Vorschriften erfüllen.
Grundsätzlich ist Bach aber überzeugt, dass die neuen Abgasvorschriften zu besseren Abgaswerten der Dieselautos führen werden. Umso bedauerlicher findet er die langen Übergangsfristen. Mit anderen Worten: Erst in 3 Jahren kommen die neuen strengen Vorschriften ganz zur Geltung.
Übergangsfrist eher knapp bemessen
Das Autogewerbe wehrt sich gegen diese Sichtweise. Das neue Prüfverfahren sei ein Fortschritt schon ab heute. Übergangsfrist von 2 Jahren sei ausserdem für so komplexe Verfahren eher knapp bemessen.
Generell führt der neue Messzyklus im Labor zu realistischeren Verbrauchswerten. Andreas Burgener von Auto-Schweiz betont: «Wir begrüssen diese Neuerung. Endlich sind wir die leidige Diskussion los über abweichende Resultate bei Treibstoffverbrauch.»
Spritverbrauch-Daten etwas realistischer
Generell wird beim Treibstoffverbrauch führt der neue Messzyklus im Labor zu etwas realistischeren Verbrauchswerten. Experten schätzen, dass die Diskrepanz zwischen Angaben in der Werbung und dem realen Spritverbrauch auf ca. 20 Prozent schrumpfen wird. Andreas Burgener von Auto-Schweiz betont aber: «Wir begrüssen diese Neuerung. Endlich sind wir die leidige Diskussion los über abweichende Resultate bei Treibstoffverbrauch.»
Nach wie vor aber werden für die Ermittlung des Verbrauchs keine realen Strassenmessungen gemacht. Viele Autofahrer werden also immer noch staunen, welch tiefen Verbrauchswerte in ihrem Kaufprospekt stehen.