Zehn Tage nach der Ermordung von fünf Polizisten in Dallas sind in der US-Stadt Baton Rouge im Bundesstaat Louisiana drei Polizeibeamte erschossen und mindestens drei weitere verletzt worden. Einer von ihnen schwebte am Sonntagabend noch in Lebensgefahr. Der Täter kam bei einem Feuergefecht mit der Polizei ums Leben. Der genaue Tatablauf blieb zunächst unklar, aber möglicherweise wurden die Polizisten in einen Hinterhalt gelockt.
US-Präsident Barack Obama rief die Amerikaner erneut zur Einigkeit auf. «Das ist schon zu oft geschehen», sagte er im Weissen Haus. Das Motiv der Tat sei zwar noch nicht klar, «aber wir als Nation müssen klar und deutlich sagen, dass nichts Gewalt gegen die Polizei rechtfertigt». Schon zuvor hatte er die Schüsse auf Polizisten als «feigen» Anschlag verurteilt.
Doch nur ein Schütze
Entgegen ersten Vermutungen geht die Polizei von einem einzigen Täter aus. Nach US-Medienberichten stammte der Schütze aus Kansas City, Missouri, und wurde am Tag seiner Tat 29. Jahre alt. Wie es weiter hiess, war der Afroamerikaner früherer Marine-Infanterist. 2010 sei er ehrenhaft aus dem Militär entlassen worden.
Nach Angaben des Senders CNN soll er Interesse an obskuren staatlichen Verschwörungstheorien gezeigt haben. Darauf deuteten Internet-Aktivitäten des Mannes hin. Die Polizei bestätigte diese Angaben jedoch zunächst nicht.
Im Irak gedient
Laut der Militär-Personalakte des von US-Medien übereinstimmend genannten Mannes hatte der Unteroffizier fünf Jahre als Spezialist für Datennetzwerke gedient – davon gut ein halbes Jahr im Irak.
Nach Angaben der örtlichen Polizei war am Morgen Ortszeit in einer örtlichen Polizeizentrale ein Anruf eingegangen, nach dem ein schwarz gekleideter maskierter Mann eine Strasse entlang gehe. Zwei Minuten später seien Schüsse gefallen, die Polizisten kurz danach zu Boden gegangen. Weitere acht Minuten später sei der Schütze selber erschossen worden.
Baton Rouge immer wieder in den Schlagzeilen
Die Lage in Baton Rouge ist seit Tagen besonders angespannt: Dort war am 5. Juli der Schwarze Alton Sterling von Polizisten erschossen worden, während er am Boden lag. Dieser Vorfall und weitere tödliche Schüsse von Polizisten auf einen zweiten Schwarzen in Minnesota hatte in den USA eine Welle des Protestes gegen Polizeigewalt ausgelöst.
In der Nacht zum 8. Juli kam es dann in Dallas zur Eskalation. Am Rande einer Demonstration erschoss ein einzelner Heckenschütze gezielt fünf Polizisten. Wenige Tage zuvor war in Michigan ein Polizist im Gerichtssaal von einem Angeklagten erschossen worden. Die Taten in Texas und wohl auch in Baton Rouge werden mit der Rache von Afroamerikanern in Verbindung gebracht.
Sorge wegen Republikaner-Parteitag in Cleveland
Der Vorfall löst auch Besorgnis aus, weil am Montag in Cleveland, Ohio, der Parteitag der Republikaner beginnt. Dazu werden über 50'000 Menschen erwartet. Am Rande des Parteitages wird es zahlreiche Demonstrationen geben. Daher findet die «Convention» bereits unter schärfsten Sicherheitsvorkehrungen statt.
Der Chef der Polizeigewerkschaft von Cleveland hat vom Gouverneur von Ohio verlangt, den Notstand für den Bundesstaat auszurufen. Damit wäre es verboten, Waffen offen zu tragen.