- Das Gericht der EU (EuG) lässt die Bürgerinitiative «Stop TTIP» gegen das Transatlantische Freihandelsabkommen zu.
- Die EU-Kommission hatte den Vorstoss zuvor als ungültig erklärt und dabei formaljuristisch argumentiert. Die EU-Richter sehen das anders und unterstützen eine legitime demokratische Debatte.
- Die Initiative forderte, dass sich die EU-Kommission für ein Ende der TTIP-Verhandlungen einsetzt.
- SRF-EU-Korrespondent Oliver Washington sieht im Gerichtsentscheid eine «Ohrfeige für die EU-Kommission» – und eine Stärkung der demokratischen Rechte in der EU.
Die Bürgerinitiative «Stop TTIP» ist gültig. Wie das Gericht der EU in Luxemburg urteilte, stellt das Engagement der Bürger keine unzulässige Einmischung in die Vorbereitung des transatlantischen Freihandelsabkommens mit den USA dar. Die Richter befanden im Gegenteil sogar, dass die Initiative zur rechten Zeit eine legitime demokratische Debatte auslöse.
Schlappe für Kommission
Die EU-Kommission hatte 2014 eine Registrierung der Bürgerinitiative «Stop TTIP» verweigert. Sie argumentierte unter anderem, dass Bürgerinitiativen nicht fordern könnten, ein bereits eingeleitetes Verfahren rückgängig zu machen.
Mit der Initiative wollten Bürger der Union erreichen, dass sich die EU-Kommission für ein Ende der TTIP-Verhandlungen einsetzt. Die Kommission war zuvor von den Mitgliedstaaten beauftragt worden, die Gespräche in ihrem Namen zu führen.
Mit offiziell registrierten europäischen Bürgerinitiativen haben EU-Bürger die Möglichkeit, eigene Themen auf die Tagesordnung der EU-Kommission zu setzen. Sie benötigen dafür eine Million Unterschriften.
Späte Genugtuung für die Initianten
Die Organisatoren der Initiative begrüssten das Urteil. «Die Ablehnung unserer Initiative durch die Kommission war willkürlich und politisch motiviert», teilte Michael Efler von «Stop TTIP» mit. Sein Kollege Karl Bär ergänzte: «Nach dem heutigen Urteil verdienen die 3,3 Millionen EU-Bürger mindestens eine Anhörung vor dem Europäischen Parlament.» So viele Menschen hätten bei ihrer Unterschriftenaktion mitgemacht.
Bär kritisierte, dass es mehr als zwei Jahre gedauert habe, bis ein Urteil gefällt wurde. «In der Zwischenzeit wurde Ceta vom Rat und dem Europäischen Parlament verabschiedet.»
Aufwind für Bürgerinitiativen
Bei TTIP liegen die Verhandlungen derzeit auf Eis. Grund ist der Machtwechsel in den USA. Präsident Donald Trump steht Freihandelsabkommen äusserst kritisch gegenüber. Die EU-Kommission muss nun allerdings damit rechnen, auch bei anderen Verhandlungen mit Bürgerkampagnen konfrontiert zu werden.