Das katholische Kirchenoberhaupt, der griechisch-orthodoxe Patriarch Bartholomaios I. und der orthodoxe Erzbischof Hieronymus II. warfen im Hafen der Hauptortschaft Mytilini drei Kränze ins Meer. «Wir sind alle Flüchtlinge», sagte der Papst.
Zuvor hatten die drei Geistlichen für die Seelen der Menschen und vor allem der Kinder gebetet, die «es nie geschafft haben», wie der griechische Erzbischof sagte. Im Aufnahmelager begrüsste der Argentinier etwa 250 Asylbewerber persönlich.
Unter ihnen waren auch Kinder, von denen viele ohne Eltern übers Meer gekommen waren. Einige von ihnen streckten dem Papst Blätter entgegen, es waren Bilder, die sie für den Papst gezeichnet hatten. Franziskus steckte die Zettel ein, so SRF-Korrespondent Franco Battel.
Zwölf Flüchtlinge begleiten den Papst nach Rom
Auf der Rückreise nach Rom nahm das Kirchenoberhaupt zwölf Flüchtlinge mit, darunter sechs Kinder. Gemäss Franco Battel handelt es sich um drei syrische Familien, die von der katholischen Laienorganisation Sant'Egidio beherbergt werden sollen.
Kommentatoren werten die Geste als Zeichen der Unterstützung von Griechenland und als Kritik an einer Politik der Abgrenzung und geschlossenen Grenzen in Europa.
Flüchtlinge sind keine Nummer in der Statistik
Die beiden Kirchenoberhäupter hatten am Vormittag ein Flüchtlingslager auf Lesbos besucht und den Schutzsuchenden Mut zugesprochen. Der Pontifex bedankte sich bei den griechischen Bürgern für ihre Hilfsbereitschaft in der Flüchtlingskrise. «Ich bewundere das griechische Volk, das trotz seiner eigenen grossen Schwierigkeiten seine Herzen und Türen offen gehalten hat», sagte er bei einem Treffen mit Inselbewohnern und der christlichen Gemeinde am Hafen der Inselhauptstadt Mytilini.
«Die Sorgen, die sowohl in Griechenland als auch europaweit von Menschen und Institutionen geäussert werden, sind verständlich und legitim», sagte der Papst mit Blick auf die kontroverse Diskussion über die Flüchtlingskrise. Man dürfe dabei jedoch nicht vergessen, dass Flüchtlinge keine Nummer in der Statistik seien, sondern Menschen mit Gesichtern, Namen und ihrer jeweiligen Lebensgeschichte.
Besuch mit politischer Botschaft
«Europa ist die Heimat der Menschenrechte, und wer auch immer seinen Fuss auf europäischen Boden setzt, sollte das spüren, sollte diese Rechte respektieren und dafür kämpfen.» Leider hätten es viele nicht einmal bis zu den rettenden Ufern geschafft, sagte Franziskus.
Offiziell ist es kein politischer Besuch, wie SRF-Korrespondent Philipp Zahn erklärt. «Aber er hat ganz klar eine politische Botschaft.» Diese richte sich ganz klar an die europäischen Politiker, welche es nicht bewerkstelligen könnten, die Grenzen zu Europa einfach zu schliessen.
Der Papst forderte die internationale Politik zum Handeln auf. Vor allem sei es notwendig, Frieden zu schaffen dort, wo der Krieg Zerstörung und Tod gebracht habe. «Um das zu tun, bedarf es resoluter Bemühungen, dem Waffenhandel und Waffenschmuggel entgegenzutreten.» Das wiederum verlange die Kooperation von Nationen und internationalen Organisationen.