- Bei einem Bombenanschlag im ägyptischen Tanta starben mindestens 29 Menschen – gegen 80 weitere Personen wurden verletzt. Laut Medienberichten sprengte sich zuvor ein Selbstmordattentäter in die Luft.
- Einem weiteren Anschlag in Alexandria fielen mindestens 17 Personen zum Opfer – darunter drei Polizisten. Mindestens 48 Menschen wurden verletzt. Offenbar handelte es sich auch hier um ein Selbstmordattentat.
- Der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sissi hat mittlerweile den Ausnahmezustand ausgerufen. Dieser soll drei Monate lang andauern.
- Der IS reklamiert beide Anschläge für sich. Ausserdem droht die Terrormiliz mit neuer Gewalt gegen Christen.
Der Anschlag in der nordägyptischen Stadt Tanta ist einer der tödlichsten auf die christliche Minderheit Ägyptens in den vergangenen Jahren.
Explosion während der Messe
Die staatliche Nachrichtenseite Al-Ahram zitierte Augenzeugen, wonach sich ein Selbstmordattentäter in der Kirche St. Georg in die Luft gesprengt haben soll. «Die Explosion ereignete sich in den vorderen Reihen, in der Nähe des Altars während der Messe», sagte Vize-Innenminister Tarek Atija. Mindestens 29 Menschen starben, gegen 80 weitere wurden verletzt.
An dem christlichen Feiertag war die Kirche zur Messe gut besucht. St. Georg ist dem Staatsfernsehen zufolge das grösste christliche Gotteshaus der Region im Nildelta. Im Internet kursierende und im Fernsehen ausgestrahlte Videos zeigten einen blutverschmierten Boden.
Zweiter Anschlag wenige Stunden später
Wenige Stunden nach dem Anschlag in Tanta folgte ein weiterer Anschlag auf eine koptisch-christliche Kirche in der Millionenstadt Alexandria. Dabei starben mindestens 17 Menschen. Weitere 48 Personen wurden nach jüngsten Angaben des Gesundheitsministeriums in Kairo verletzt.
Nichtsdestotrotz haben die Sicherheitskräfte möglicherweise ein noch schlimmeres Blutbad verhindert. Nach Angaben des Innenministeriums konnten Sicherheitskräfte demnach den Selbstmordattentäter von Alexandria am Betreten der Kirche hindern. Der Mann habe sich daraufhin in die Luft gesprengt. Der koptische Papst Tawadros befand sich zum Zeitpunkt des Anschlags in der Kirche in Alexandria, wurde nach Angaben des Innenministeriums aber nicht verletzt.
Ausnahmezustand ausgerufen
Die ägyptische Regierung sprach von Terror: «Der Terrorismus trifft Ägypten erneut, dieses Mal am Palmsonntag», sagte der Sprecher des Aussenministeriums, Ahmed Abu Seid, auf Twitter. Es sei eine weitere widerwärtige Tat gegen alle Ägypter.
Präsident Abdel Fattah Al-Sisi berief umgehend den nationalen Sicherheitsrat ein. Dieser solle noch am Sonntag die «Konsequenzen» besprechen, berichtete das staatliche ägyptische Fernsehen. Zudem wies Al-Sissi die Armee an, wichtige Gebäude des Landes zu schützen. Mittlerweile hat der ägyptische Präsident den Ausnahmezustand ausgerufen. Dieser soll drei Monate lang andauern.
IS kündigt weitere Anschläge an
Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die beiden Anschläge für sich. Die Explosionen in Tanta und Alexandria seien von den Dschihadisten verursacht worden, berichtete das IS-Sprachrohr Amak. Die Mitteilung konnte zunächst nicht unabhängig auf Echtheit untersucht werden.
Zudem drohte der IS mit weiterer Gewalt gegen Christen. Die «Kreuzzügler» und «Ungläubigen» würden mit dem Blut ihrer Söhne bezahlen, hiess es in einer Mitteilung im Namen des Islamischen Staates, die über IS-nahe Kanäle veröffentlicht wurde.
Dschihadisten auf der Sinai-Halbinsel
Bereits im vergangenen Dezember kam es zu einem Anschlag auf die koptische Kirche St. Peter und Paul in Kairo. Damals starben fast 30 Personen. Die Terrormiliz IS bekannte sich später zu der Tat.
Ein Ableger der Terrormiliz versetzt den Nordsinai in Ägypten in Angst und Schrecken und kündigte in Propagandavideos Angriffe auf Christen an. Im Februar flohen Hunderte ägyptische Christen aus dem Norden der unruhigen Sinai-Halbinsel. Vorangegangen war eine Mordserie an Mitgliedern der religiösen Minderheit, hinter welcher der IS vermutet wurde.