- Bei der Stichwahl um das Präsidentenamt in der Republik Moldau hat die proeuropäische Staatschefin Maia Sandu gewonnen.
- Die 52-Jährige kam auf 55,22 Prozent der Stimmen, wie die Wahlleitung in der Hauptstadt Chisinau nach Auszählung von über 99 Prozent der Wahlzettel mitteilte.
- Sandus Herausforderer, der ehemalige Generalstaatsanwalt Alexandr Stoianoglo, der eine Zusammenarbeit auch mit Russland wollte, unterlag demnach mit 44,78 Prozent der Stimmen.
Sandu siegte vor allem dank Stimmen der zu Hunderttausenden im Ausland – hauptsächlich in der EU – lebenden Moldauer, die die Politikerin traditionell unterstützen. Die Staatschefin von der Partei Aktion und Solidarität (PAS) will in ihrer zweiten Amtszeit in dem völlig verarmten Agrarland, das EU-Beitrittskandidat ist, Reformen durchsetzen.
Dabei gilt die im Sommer bevorstehende Parlamentswahl als nächste politische Herausforderung. Denn Sandu kann die Veränderungen nur angehen, wenn sie die bisherige Mehrheit in der Volksversammlung verteidigt.
Nach ihrer Wiederwahl zur Präsidentin Moldaus hat Sandu Glückwünsche aus der EU erhalten. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen schrieb auf dem Kurznachrichtendienst X, sie freue sich auf die weitere Zusammenarbeit – hin auf eine europäische Zukunft für die Republik Moldau.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron schrieb ebenfalls auf X – die Demokratie habe über alle Einmischungen und Manöver triumphiert.
Die Wahlbeteiligung lag höher als bei der ersten Runde am 20. Oktober und zwar bei über 54 Prozent. Die Führung in Moldau warf Russland am Wahltag massive Einmischung vor. Der Kreml hatte ähnliche Vorwürfe beim ersten Wahlgang zurückgewiesen und Beweise verlangt.
Stoianoglo ruft Anhänger zur Ruhe auf
Sandu hatte schon im ersten Wahlgang die meisten Stimmen (42,45 Prozent) unter den insgesamt elf Kandidaten erhalten. Stoianoglo, der für die Partei der Sozialisten des moskaufreundlichen Ex-Präsidenten Igor Dodon antrat, kam auf 25,98 Prozent.
Der 57-Jährige, der im Land selbst die Mehrheit mit 51,19 Prozent der Stimmen erhielt, wandte sich in Chisinau auch auf Russisch an seine Landsleute und bat alle, Ruhe zu bewahren. «Moldau braucht Stabilität und keinen künstlichen Konflikt», sagte er. Die Zeit des Hasses und der Spaltung im Land müsse enden. In seiner Heimatregion Gagausien, einem autonomen Gebiet, kam er sogar auf 97,04 Prozent.
Der Westen schaut genau auf die Ergebnisse
Sandu galt zwar als Favoritin, stand aber auch in der Kritik wegen mangelnder wirtschaftlicher und sozialer Fortschritte. Ihrem Gegner Stoianoglo werfen Kritiker vor, er sei eine Marionette korrupter Oligarchen und ein Kandidat Moskaus. Das Land ist wie die Ukraine EU-Beitrittskandidat, weshalb auch der Westen genau auf die Ergebnisse schaut.
Moldau hat rund 2,5 Millionen Einwohner. Aufgerufen zum Urnengang waren auch Hunderttausende Moldauer, die im Ausland leben, sowie in der abtrünnigen und von Russland kontrollierten Region Transnistrien.