Drohgebärden aus Moskau: Russlands Präsident Wladimir Putin hat auf die Ankündigung der Ukraine, Pipelines anzapfen zu wollen, reagiert. Sollte dies geschehen, werde Russland Gaslieferungen nach Europa drosseln. Putin sagte bei seinem Besuch in Belgrad aber, er hoffe, dass es nicht soweit komme.
Die beiden Länder streiten sich seit Monaten über die Begleichung von Milliardenschulden durch die Ukraine und über den Preis für Erdgaslieferungen. Der
Staatskonzern Gazprom beliefert die ehemalige Sowjetrepublik deswegen seit Juni nicht mehr.
EU berechnet Ausmass
Doch was würde passieren, wenn Russland seine Erdgaslieferungen in Richtung Westen tatsächlich stoppen würde? Die Europäische Union hat dazu eine Studie gemacht, einen sogenannten Stresstest.
Das Resultat: Europa ist verletzbar, wenn es um russisches Gas geht, Ein grosser Teil der Gas-Importe in die EU stammt aus Russland. Vom aktuellen Streit zwischen der Ukraine und Russland um ausstehende Gasrechnungen und den künftigen Preis für Gaslieferungen, ist deshalb auch die EU betroffen.
Insbesondere auch deshalb, weil die Ukraine ein Transitland für Gas in Richtung Westen ist. Günter Oettinger, EU-Kommissar für Energie, zeigte sich aber optmistisch: Europa sei heute deutlich besser aufgestellt, als bei den letzten Gaskrisen 2006 und 2009.
Hoffen auf ein «Winterpaket»
Dennoch: Würde Russland die Gasversorgung über längere Zeit unterbrechen, müssten die EU-Länder zusammenarbeiten und sich gegenseitig unterstützen. Ansonsten müssten einige Staaten, etwa Estland, Bulgarien oder auch Finnland empfindliche Liefereinbussen hinnehmen.
Oettinger hofft deshalb, dass sich die EU, Russland und die Ukraine an ihrem Treffen am nächsten Dienstag auf ein sogenanntes Winterpaket einigen können.
Auch die Schweiz scheint gut gerüstet. Bereits Ende August hiess es aus dem Bundesamt für Energie, die Widerstandsfähigkeit der Schweizer Erdgasversorgung gegen Risiken und Krisen sei gut.