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International «Putin kann und wird seinen Kurs halten»

Immer offenkundiger wird, dass Russland in der Ostukraine aktiv mitmischt und offenbar unumstössliche Fakten schaffen will. Putin könne davon ausgehen, dass ihn niemand von seinem Kurs abhalten werde, sagt Russland-Korrespondent Peter Gysling.

Zusehends lauter werden die Stimmen, die Moskau eine Militärintervention in der Ukraine vorwerfen. Nach ukrainischer Darstellung hat Russland heute erstmals mit eigenen Truppen in das Kampfgeschehen eingegriffen. Moskau dementierte.

SRF: Es wird immer deutlicher, dass Moskau in der Ostukraine eine aktive Rolle einnimmt. Ein Separatistenführer bestätigt heute offen die Präsenz tausender Russen in den eigenen Reihen. Was sagt Präsident Wladimir Putin dazu?

Peter Gysling: Putin und sein Sprecher Dimitri Peskow haben sich bisher nicht geäussert. Die Anschuldigungen aus den USA, aus Kiew und von der Nato wurden bisher nur von subalternen politischen Exponenten summarisch in Abrede gestellt.

Ich gehe davon aus, dass man den Separatistenchef Alexander Zachartschenko heute von Moskau gesteuert vorgeschickt hat, um diese Aussagen zu machen. Aber Putin wäre nicht Putin, wenn er beispielsweise nicht bereits morgen irgendeine Erklärung finden würde, weshalb er das Mitmischen im Ukraine-Krieg bisher vertuschen musste.

Im Westen glaubt man Putin kaum noch. Wie ist das in Russland?

Peter Gysling

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Peter Gysling arbeitet seit 1980 als Journalist für SRF. Während des Mauerfalls war er Korrespondent in Deutschland. Von 1990 bis 2004 und erneut seit 2008 ist er Korrespondent in Moskau.

Die Zustimmung für Putin war noch nie so hoch wie in diesen Monaten, vor allem wegen der massiven Staatspropaganda. Doch man nimmt jetzt vermehrt Verunsicherung wahr, nachdem gefallene oder verletzte Soldaten aus der Ostukraine zurückgeschafft wurden. Unter anderem hat heute Ella Polyakowa als Mitglied des russischen Menschenrechtsrates offen von einer bedauerlichen russischen Invasion gesprochen. Es gibt also auch hier in Russland, wenn man gut hinhört, Kritik.

Erst am Dienstag haben Putin und der ukrainische Präsident Petro Poroschenko noch gegenseitig betont, sie suchten eine friedliche Lösung. Alles leere Worte?

Für Putin sieht eben eine friedliche Lösung wahrscheinlich ganz anders aus, als für Poroschenko. Putin will sich vielleicht zuerst auch mit militärischer Gewalt grösseren Einfluss in der Ostukraine sichern und sich erst danach – wenn unumkehrbare Fakten geschaffen sind – wieder an den Tisch setzen.

Die Rebellen haben Ziele im Südosten der Ukraine angegriffen und rücken auf die Hafenstadt Mariupol vor. Was ist die Strategie dahinter?

Da kann ich nur spekulieren. Es könnte aber sein, dass sich die russische Seite über Mariupol einen weiteren ungestörten Versorgungsweg zur Krim sichern will.

In ihren Hochburgen Donezk und Lugansk sind die Rebellen stark unter Druck der ukrainischen Armee. Könnte der Marsch auf Mariupol ein Ablenkungsmanöver sein?

Das denke ich nicht. Die Rebellen haben zum Teil offenbar auch direkt von Russland aus bereits vor zwei Tagen im Süden diese zweite Front eröffnet. In Lugansk wurde auch heute wieder ganz massiv gekämpft, und auch dort hat die ukrainische Armee massive Verlust erlitten.

International kritisiert man das Vorgehen Russlands. Heute gibt es noch eine Sondersetzung des UNO-Sicherheitsrats. Ist das Putin zusehends egal?

Die Sanktionen sind Putin kaum völlig egal. Aber Putin lässt sich, wie voraussehbar, von Sanktionen, Sitzungen und Erklärungen vom eingeschlagenen Kurs nicht so einfach aufhalten. Der Westen wird ihm auch weitere militärische Schritte durchgehen lassen, wenn auch murrend. Davon konnte Putin ausgehen. Niemand hält ihn von seinem Kurs ab.

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