Bei einem erneuten Angriff auf eine UNO-Schule im Gazastreifen sind nach Angaben palästinensischer Rettungskräfte mindestens sieben Menschen getötet
worden. Bei dem Angriff in der Grenzstadt Rafah im Süden seien zudem 30 Menschen verletzt worden.
Eine aus der Luft abgefeuerte Rakete sei im Eingangsbereich der von der UNO betriebenen Schule eingeschlagen, sagten Sanitäter und andere Zeugen. Hunderte Palästinenser hatten auf dem Gelände Zuflucht vor den seit Wochen andauernden
israelischen Angriffen gesucht.
Eine israelische Armeesprecherin sagte, man prüfe den Vorfall. Bei den Angriffen der israelischen Streitkräfte am Sonntag in Rafah wurden gemäss Angaben von Spitälern mindestens 30 Menschen getötet. Neun der Opfer gehörten zu einer einzigen Familie.
Ban Ki Moon schockiert
UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon hat den neuerlichen Beschuss einer Schule der Vereinten Nationen im Gazastreifen durch die israelische Armee als «weitere schockierende Verletzung des Völkerrechts» kritisiert. «Es ist eine moralische Schandtat und ein krimineller Akt», sagte Ban am Sonntag in New York.
Das internationale Recht fordere klar den Schutz von Zivilisten, UNO-Mitarbeitern und UNO-Einrichtungen. «Zufluchtsräume der UNO müssen sichere Zonen, nicht Kampfzonen sein», sagte Ban. Ban wies keiner der beiden Seiten explizit die Verantwortung für den Beschuss der UNO-Schule zu. Allerdings betonte er, die
israelische Armee sei «viele Male» darüber informiert worden, wo sich Zufluchtsorte der UNO befänden.
Trotz Rückzug – der Einsatz geht weiter
Israel begann unterdessen mit dem Rückzug von Bodentruppen aus dem Gazastreifen. Zudem würden andere Truppenteile innerhalb des palästinensischen Küstengebiets verlegt, sagte Armeesprecher Peter Lerner der Nachrichtenagentur AFP und bestätigte damit erstmals offiziell die Einleitung eines teilweisen Abzugs der Bodentruppen.
«Wir ziehen Truppenteile zurück, andere verändern ihre Position innerhalb des Gebiets, diese Operationen dauern derzeit an», sagte Lerner. Zugleich kündigte der Sprecher an, dass «schnelle Einsatzkommandos vor Ort bleiben werden, die bei Bedarf gegen die Hamas vorgehen können».
Innerhalb von 24 Stunden solle diese Umgruppierung abgeschlossen sein, sagte Lerner. «Dann wird es eine andere Art von Bodenoperation sein, aber wir werden dort weiter im Einsatz sein», ergänzte er. Die Armee sei nahe an der Erfüllung des Ziels, alle nach Israel führenden Angriffstunnel zu zerstören.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte am Samstagabend angekündigt, die Armee werde sich nach der Zerstörung der Tunnel im Grenzgebiet neu positionieren. Hamas-Sprecher Fawsi Barhum erklärte, der «bewaffnete Widerstand wird weitergehen, bis er seine Ziele erreicht hat».
Internationale Bemühungen
Der deutsche Aussenminister Frank-Walter Steinmeier forderte eine Öffnung von Grenzübergängen des Gazastreifens unter internationaler Überwachung, um den Waffenschmuggel zu unterbinden. Dazu solle eine EU-Grenzmission reaktiviert werden.
Unterhändler der radikal-islamischen Hamas trafen derweil zu möglichen Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gazakonflikt in Kairo ein. Eine sechsköpfige Delegation sei mit einem Flugzeug aus dem Golfstaat Katar gekommen, sagte ein Flughafensprecher am Sonntag.
Die Hamas hat bislang ihre Zustimmung zu einer Waffenruhe davon abhängig gemacht, dass Ägypten seinen Grenzübergang Rafah zum Gazastreifen wieder öffnet. Am Samstagabend waren bereits Vertreter der Palästinensischen Autonomiebehörde von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas in Kairo eingetroffen.
Israel will vorerst keine Delegation nach Kairo schicken. «Mit der Hamas über einen Waffenstillstand zu reden, hat keinen Sinn», sagte ein hoher israelischer Regierungsbeamter am Samstag.