Etwa 15 Sicherheitskräfte hielten die Besatzung in der Kombüse mit Maschinenpistolen in Schach, wie Greenpeace mitteilte. Niemand der 27 Crewmitglieder und Aktivisten, darunter vier Russen, sei verletzt.
Nach der Erstürmung des Schiffes haben die Behörden die «Arctic Sunrise» in die Hafenstadt Murmansk geschleppt. Dort werde der Fall an die Ermittlungsbehörde übergeben, teilte der für den Grenzschutz zuständige Inlandsgeheimdienst FSB der Agentur Interfax mit. Der Kapitän habe sich geweigert, das Protokoll über die Durchsuchung des Schiffs zu unterschreiben. In Murmansk werde das Schiff mit 27 Besatzungsmitgliedern an Bord frühestens an diesem Montag erwartet.
Greenpeace-Aktivist Roman Dolgow sagte, im Raum stünde eine Anklage wegen Terrorismus. Dieser Vorwurf sei «absurd». Die Crew werde von Bewaffneten bewacht.
«Wir wissen derzeit nicht, was genau an Bord passiert», sagte Greenpeace-Sprecher Christoph von Lieven der Nachrichtenagentur dpa.
«Unsere Kollegen werden gegen ihren Willen in internationalem Gewässer von der Küstenwache festgehalten. Das ist willkürliche Gewalt», sagte er.
Ein Besatzungsmitglied von Greenpeace twitterte während der Erstürmung, dass sich «Bewaffnete von einem Helikopter des Inlandsgeheimdienstes abseilen»...«Es ist ziemlich beängstigend. Laute Schläge. Russische Schreie. Sie versuchen noch immer, die Tür einzutreten», lautete ein Eintrag.
Warnschüsse am Vortag
Aktivisten hatten am Vortag von der unter niederländischer Flagge fahrenden «Arctic Sunrise» aus versucht, die Ölplattform «Priraslomnaja» des Staatskonzerns Gazprom in der Petschorasee zu besetzen.
Dabei waren eine Finnin und ein Schweizer festgenommen worden. Grenzsoldaten gaben zudem elf Warnschüsse ab und forderten die «Arctic Sunrise» zur Umkehr auf.
Die «Arctic Sunrise», die unter niederländischer Flagge fährt, hatte in der Petschorasee gegen geplante Ölbohrungen des russischen Staatskonzerns Gazprom protestiert. Greenpeace wirft Russland vor, das ökologisch sensible Gebiet mit den Bohrungen nach Erdöl zu gefährden.