Schon im Jahr 2001 wollte Moskau gewaltige Gebietsansprüche in der Arktis durchsetzen. Die zuständige UNO-Kommission wies sie aber ab. Zu dünn sei die Begründung.
Diesmal reicht Russland ein dickes Dossier ein. Schon die Zusammenfassung umfasst mehr als 30 Seiten, enthält Grafiken, Statistiken, Karten, basierend auf russischen Expeditionen, welche die Forderungen untermauern sollen.
Festlandsockel als Kriterium
Gemäss UNO-Seerechtskonvention enden die Hoheitsgewässer eines Landes zwölf Seemeilen vor der Küste. Bis zu 200 Meilen weit reicht die Wirtschaftszone, in der ein Staat exklusiv Bodenschätze abbauen darf.
Allerdings dürfen Regierungen bei der UNO eine Erweiterung beantragen, wenn sie nachweisen können, dass ihr Festlandsockel über die 200 Meilen hinaus reicht. Die UNO-Festlandsockelkommission prüft solche Anträge; stattgeben muss sie ihnen nicht.
Internationale Gewässer im Norden wahren
Im Fall der Arktis ist die Entscheidung äusserst heikel. Zum einen geht es um rund einen Viertel der weltweit vermuteten Erdöl- und Erdgasvorkommen. Zum andern erheben auch die vier anderen Arktis-Anrainer Kanada, Norwegen, Dänemark und die USA Ansprüche auf Teile der Arktis.
Auch Staaten, die gar nicht an das Polarmeer grenzen, lehnen die russischen Forderungen entschieden ab. Durchaus zu Recht, denn weite Teile im hohen Norden sind bisher internationale Gewässer. Sie sollen es bleiben, fordern viele.
Kreml: aussenpolitische Priorität
Aus ökologischer Sicht wäre es ausserdem fragwürdig, riesige Meeresgebiete einzelnen Ländern zuzuschlagen. Denn damit könnte die kommerzielle Ausbeutung dort beginnen – mit enorm hohen Umweltrisiken.
Russland will, dass die UNO bereits dieses Jahr die eigenen Ansprüche gutheisst. Die Regierung markiert immer mehr Präsenz. Mit wissenschaftlichen Erkundungen, aber auch militärisch mit grossen Manövern. Der Kreml bezeichnet neuerdings die Arktis als aussenpolitische Priorität.