Ausländische Ermittler in der Ostukraine klagen über massive Behinderungen durch die Separatisten. Ein Sprecher der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) erklärte, bewaffnete Rebellen hätten die Arbeit der etwa 20 OSZE-Vertreter am Absturzort erheblich eingeschränkt.
Der OSZE-Sprecher sagte, dem Team sei erneut der vollständige Zugang zur Absturzstelle verwehrt worden. Die Gruppe habe aber zumindest mehr Bewegungsfreiheit als am Vortag bekommen. Am Freitag konnten sich die Beobachter nur etwa 70 Minuten lang an der Absturzstelle aufhalten.
Die ukrainische Regierung beklagte sich ebenfalls über Beschränkungen ihrer Experten. Fachleute aus Kiew hätten sich lediglich 30 Minuten unter Aufsicht bewaffneter Aufständischer an der Absturzstelle nahe Grabowo aufhalten dürfen, sagte der ukrainische Vize-Regierungschef Wladimir Groisman.
Beweise vernichtet
Die ukrainische Regierung warf den prorussischen Separatisten ausserdem vor, am Absturzort Beweismaterial zu vernichten. Die Aufständischen wollten mit Lastwagen Wrackteile über die russische Grenze bringen, hiess es in einer am Samstag in Kiew veröffentlichen Mitteilung. Die Separatisten wollten «Beweise ihrer Mitwirkung an dem Unglück vertuschen». Zudem hätten die militanten Gruppen 38 Leichen von der Absturzstelle in die Grossstadt Donezk gebracht.
Leichen abtransportiert
Auch der OSZE-Sprecher sagte, die Mitarbeiter der Organisationen hätten beobachtet, wie Leichen von Unbekannten in Plastiksäcke gepackt und an den Strassenrand gebracht wurden.
Die prorussischen Separatisten räumten den Abtransport sterblicher Überreste von der Absturzstelle ein. «Einige Dutzend Leichen», die mitten in der Ortschaft Grabowo gelegen hätten, seien «in Anwesenheit von OSZE-Beobachtern» nach Donezk gebracht worden, sagte der Rebellensprecher Sergej Kawtaradse am Samstag.
«Es war aus hygienischen Gründen unmöglich, sie weiter dort liegen zu lassen», sagte Kawtaradse. Die Leichen würden in Donezk ausländischen Experten übergeben. Zuvor hatten die Separatisten den Abtransport der Leichen abgestritten.
Den Vorwurf der Vernichtung von Beweismaterial wiesen die Separatisten aber zurück. Sie sagten den Experten eine Zusammenarbeit zu. Die Separatisten wollen weiterhin im Absturzgebiet bleiben, um vor Ort eine «objektive Untersuchung» zu gewährleisten.
Keine Hinweise auf Schweizer Opfer
Beim Absturz der Boeing mit der Flugnummer MH 17 am Donnerstag waren alle 283 Passagiere und 15 Besatzungsmitglieder ums Leben gekommen - unter ihnen 193 Niederländer. Die Fluggesellschaft Malaysia Airlines hat inzwischen auch eine Namensliste der Opfer veröffentlicht.
Schweizer scheinen keine unter den Opfern gewesen zu sein: «Dem EDA liegen bislang keine Hinweise vor, dass sich unter den Todesopfern Schweizer Staatsangehörige befinden», teilte das Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) mit. Es würde weiter abgeklärt, ob sich unter den Todesopfern Schweizer Doppelbürger befänden.
Von mehr als 100 Absturzopfern fehlte auch zwei Tage nach dem Unglück weiter jede Spur. Bislang seien 186 Leichen geborgen worden, teilte der staatliche ukrainische Rettungsdienst am Samstag mit. Die Suche nach den übrigen Opfern gestalte sich sehr schwierig, da die Wrackteile über etwa 25 Quadratkilometer verstreut seien.