«Die Vereinsform ist eine sehr elastische Rechtsform, aber bei der Fifa wird man sich dennoch fragen müssen, ob man sakrosankt an dieser Rechtsform festhält», sagt Sport- und Vereinsrechtsexperte Urs Scherrer. Beispiele für gelungene Strukturreformen gebe es genügend.
«Im Profisport ist es ja schon heute so, dass wir Organisationseinheiten haben, wo der Basisträger der Verein ist und die wirtschaftlichen Einheiten ausgegliedert und in Kapitalgesellschaften organisiert sind.»
Der Vorteil, so Scherrer, ein gewisses Mehr an Transparenz. «Aber Korruption kann auch mit diesem neuen Modell nicht ausgeschlossen werden, denn die Rechtsform allein macht weder gute noch böse Menschen.»
Das sieht auch Professor Andreas Scherer ähnlich. «Allerdings ist mit den strafrechtlichen Untersuchungen der schweizerischen und der US-amerikanischen Behörden sowie dem potenziellen Ausstieg wichtiger Sponsoren viel Druck aufgebaut worden.» Deshalb erscheine dem Betriebswirtschafter ein Wandel bei der Fifa möglich.
Missbrauch oder nicht – eine Frage der Kultur
Erschwerend käme allerdings hinzu, dass der Weltfussballverband eine international tätige Organisation sei. Das mache es sehr schwierig, da die Akteure unter unterschiedlichen rechtlichen und sozio-kulturellen Rahmenbedingungen agierten.
«Was einen Missbrauch darstellt, hängt dann oft von diesen Rahmenbedingungen ab und lässt sich in vielen Fällen nicht einfach objektiv über die Vielfalt der Rechtssysteme und Kulturen hinweg feststellen», so Scherer.
«Kommission allein bringt keinen Wandel»
Als internationale Organisation wäre die Fifa daher gut beraten, ein Bewusstsein zu entwickeln, welches Verhalten für die Organisationsmitglieder akzeptabel und welches inakzeptabel ist, so der Professor.
«Das kann aber nicht einfach durch das Formulieren eines Verhaltenskodex', dem Einrichten einer Ethikkommission oder durch das Auswechseln der Personen an der Spitze geschehen, sondern setzt einen langwierigen Wandlungsprozess voraus.»