- Sigmar Gabriel wird nicht für die SPD ins Rennen um das Bundeskanzleramt steigen.
- Der SPD-Chef unterstützt stattdessen den früheren EU-Parlamentspräsidenten Martin Schulz.
- Offenbar will Gabriel auch den Parteivorsitz niederlegen und ins Auswärtige Amt wechseln.
Der deutsche SPD-Chef Sigmar Gabriel verzichtet auf die Kanzlerkandidatur und schlägt den bisherigen EU-Parlamentspräsidenten Martin Schulz als Herausforderer von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) vor.
Schulz solle auch Parteichef werden, sagte Gabriel nach Teilnehmerangaben in der SPD-Fraktionssitzung in Berlin. Zuvor hatten das Magazin «Stern» sowie «Die Zeit» über Gabriels Verzicht berichtet.
Wenn ich jetzt antrete, würde ich scheitern und mit mir die SPD.
Auf die Frage, warum er nicht gegen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) antreten werde, sagte Gabriel dem Magazin «Stern»: «Wenn ich jetzt antrete, würde ich scheitern und mit mir die SPD.» Schulz habe «die eindeutig besseren Wahlchancen».
In der Fraktion sagte Gabriel laut Teilnehmern, nach Umfragen wollten die Menschen keine Fortsetzung der grossen Koalition, für die er jedoch in den Köpfen der Bevölkerung stehe.
Interesse an Aussenminister-Posten
Bisher hatte Gabriel als wahrscheinlichster SPD-Kanzlerkandidat gegolten. Offenbar will er aber nun Aussenminister werden, wie die Deutsche Presse-Agentur aus SPD-Kreisen erfuhr. In den vergangenen Wochen war Schulz als Nachfolger von Bundesaussenminister Frank-Walter Steinmeier gehandelt worden, der im Februar voraussichtlich ins Amt des Bundespräsidenten gewählt werden wird.
Der 61-jährige Schulz war seit 1994 im Europaparlament und zuletzt Präsident. Er schied Ende vergangenen Jahres aus diesem Amt aus. In der Bundespolitik ist er ein Neuling. Gemäss Umfragen liegt die SPD weit hinter Merkels Christdemokraten.
Die Bundestagswahl findet am 24. September statt. Bundespräsident Joachim Gauck bestätigte den Termin und entsprach damit einer Empfehlung der Bundesregierung. Die SPD-Spitze wollte nach bisheriger Planung am kommenden Sonntag entscheiden, wer die Sozialdemokraten als Kanzlerkandidat in die Bundestagswahl führen soll.