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Fifa-Fahnen
Legende: Bekenntnisse zum Fair-Play reichen nach Meinung von Anti-Korruptions-Experten nicht mehr aus. Reuters

International Staat soll Fifa kontrollieren

Auf die Eigenverantwortung von Verbänden wie der Fifa zu setzen, bringt nichts. Davon ist der Strafrechtler Mark Pieth überzeugt. Der Staat müsse aktiv werden, um Verhaltensregeln durchzusetzen. Parlamentarier sind eher zurückhaltend. Eine Organisation wie die Fifa sei schwer zu kontrollieren.

Mark Pieth kennt die Fifa. Schliesslich war der Strafrechts-Professor und Anti-Korruptions-Experte bis vor zwei Jahren Berater des Weltfussball-Verbandes im Kampf gegen Korruption.

Heute sagt Pieth: Es bringt nichts, alleine auf die Eigenverantwortung der Verbände zu setzen. Jetzt brauche es eine staatliche Aufsicht: «Wenn wir solche Umstände, wie wir sie jetzt gerade mit der Fifa erleben, verhindern wollen, dann bleibt uns nichts anderes übrig, als dass der Staat aktiv wird.»

Bundesamt für Sport als Aufsichtsbehörde

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Konkret solle das Bundesamt für Sport zur Aufsichtsbehörde werden über die 40 internationalen Sportverbände, schlägt Pieth vor. Das Bundesamt solle überwachen, ob sich Fifa und Co. an internationale Verhaltensregeln halten: «Man würde sich an den Mindestanforderungen an multinationale Unternehmen und auf der anderen Seite an internationalen Organisationen, also Stichwort Demokratie, Transparenz und so weiter orientieren.»

Eine staatliche Aufsicht über Fifa, das Internationale Olympische Komitee und weitere Sportverbände? Mark Pieth hat diese Idee bereits direkt eingebracht beim Bundesamt für Sport – ohne grossen Erfolg. Es gebe keine solchen Pläne, sagt Amtssprecher Christoph Lauener: «Es ist nicht ganz so einfach, wie es tönt. In der Schweiz hätte das zahlreiche Umstellungen zur Folge und eine Gesetzesänderung wäre zudem nötig.»

Keine Euphorie im Bundeshaus

Das heisst: Die Politik wäre gefordert. Das Parlament müsste die staatliche Aufsicht beschliessen. Doch im Bundeshaus löst diese Idee keine Euphorie aus. SP-Politiker Matthias Aebischer ist Präsident der für Sportpolitik zuständigen Kommission im Nationalrat. Er zögert: «Ich finde die Idee nicht schlecht. Aber ich möchte sicher nicht in diesem Gremium sitzen. Denn solche Verbände, die in der ganzen Welt Milliarden umsetzen, zu kontrollieren, das stelle ich mir doch eher schwierig vor.»

Besser sei es, die Fifa künftig als ganz normales Unternehmen zu behandeln, und nicht mehr wie heute als Verein, sagt Aebischer.

Initiative im Parlament angekündigt

Strafrechts-Professor Pieth lässt sich nicht beirren von der Skepsis gegenüber einer staatlichen Aufsicht für Sportverbände: «Sie müssen ja auch nicht den Alltag überwachen. Das wäre also nicht so wie die Bankenkommission. Sondern sie würde durchsetzen, dass überhaupt Regeln bestehen. Das, so glaube ich, ist das Wichtigste.»

Als nächstes will Pieth Parlamentarierinnen und Parlamentarier überzeugen, von seinem Weg. Denn jetzt, so fügt er hinzu, müsse etwas geschehen.

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