Nach einer technischen Störung im ukrainischen Atomkraftwerk Saporoschje hat Regierungschef Arseni Jazenjuk Aufklärung von Energieminister Wladimir Demtschischin gefordert. Der Ressortchef soll Auskunft darüber geben, welche Folgen der technische Defekt habe.
Demtschischin hat darauf eilig eine Pressekonferenz einberaumt, in der er klarstellte, dass es «keine Probleme mit den Reaktoren» gebe. Am Freitag sei es in einem der sechs AKW-Blöcke von Saporoschje zu einem Kurzschluss im Stromverteilungssystem gekommen.
Der betroffene Block in Saporoschje sei vorsorglich vom Netz genommen worden, der Reaktor selbst laufe normal weiter. Wegen geringer Auswirkungen auf die Stromversorgung werde er Grosskunden um eine Verringerung des Verbrauchs bitten. Der Vorfall habe in keinerlei Zusammenhang zur eigentlichen Stromerzeugung gestanden, so Demtschischin. Bis Freitag würden die Probleme behoben.
Deutsches Umweltministerium gibt Entwarnung
Ein Sprecher des deutschen Bundesumweltministeriums sagte unter Berufung auf einen Kontaktmann der deutschen Gesellschaft für Reaktorsicherheit in Kiew, einen Atomunfall habe es nicht gegeben. Der GRS-Mitarbeiter habe gesagt, er habe von den Behörden im Land die Auskunft erhalten, dass es vielmehr vor einigen Tagen einen Brand im nichtnuklearen Teil des AKW gegeben habe.
Das Kraftwerk Saporoschje besteht aus sechs Reaktoren mit einer Bruttoleistung von je 1000 Megawatt. Der älteste Meiler ging 1984 ans Netz, der letzte 1995. Das Kraftwerk liegt rund 500 Kilometer südöstlich von Kiew am Fluss Dnepr.
Die Ukraine erzeugt fast 44 Prozent ihres Stroms aus Atomkraft. Zurzeit sind der Internationalen Atomenergiebehörde zufolge in dem Land 15 Atomkraftwerke in Betrieb und zwei im Bau. 1986 kam es im ukrainischen AKW Tschernobyl zu einer
Atomkatastrophe und einer grossflächigen Verstrahlung.