Indonesien steht vor der wohl wichtigsten Präsidentschaftswahl seit dem Ende der Suharto-Diktatur im Jahr 1998. Rund 190 Millionen Wahlberechtigte sind aufgerufen, einen Nachfolger von Susilo Bambang Yudhoyono zu wählen, der nach zwei Amtszeiten nicht mehr kandidieren darf. Susilo Bambang Yudhoyono war 2004 der erste direkt vom Volk gewählte Präsident.
Reformer vs. Nationalist
Dabei müssen sich die Wähler zwischen dem Gouverneur der Hauptstadt Jakarta, Joko «Jokowi» Widodo (43), und dem Ex-General Prabowo Subianto (62) entscheiden. Investoren und das westliche Ausland hoffen auf einen Sieg des als Reformer gepriesenen Widodo. Doch dessen Konkurrent Prabowo liegt mit seiner nationalistisch geprägten Rhetorik in Wahlumfragen gleichauf.
Einer Umfrage zufolge sprachen sich kurz vor der Abstimmung 51 Prozent der Befragten für den 43-jährigen Widodo aus. Ex-General Prabowo Subianto (, kam auf 43 Prozent, wie das unabhängige Umfrageinstitut SSSG mitteilte. Jokowi hatte vor wenigen Monaten 30 Punkte Vorsprung vor Prabowo. Der Ex-General kämpfte sich aber mit einer teuren Medien- und Wahlkampfkampagne zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen vor.
Der Schatten Suhartos
Widodo wird in Indonesien nur bei seinem Spitznamen «Jokowi» genannt und ist bei den vielen Armen im Land vor allem wegen seiner Bodenständigkeit beliebt. Die ungezwungenen Auftritte des ehemaligen Möbelexporteurs in den Slums von Jakarta trugen ebenso zu diesem Image bei wie seine weitgehend unbefleckte Weste in einem von Korruption zerfressenen Staat. Anders als sein Konkurrent hatte Widodo auch keinen Posten während der blutigen Herrschaft Suhartos inne.
Nachdem es lange so ausgesehen hatte, als würde der im Jahr 2012 zum Gouverneur gewählte Widodo die Präsidentschaftswahlen ungefährdet gewinnen, wendete sich in den vergangenen Wochen das Blatt. Dabei spielten nicht nur Zweifel an der mangelnden Erfahrung des Kandidaten in der landesweiten Politik eine Rolle.
Vorwurf, kein Muslim zu sein
Vielmehr diskreditierten Kampagnen seines Rivalen den Vater von drei Kindern und bekennenden Heavy-Metal-Fan als Nicht-Muslim – eine folgenschwere Unterstellung im bevölkerungsreichsten muslimischen Staat der Welt.
Ferner hatte Widodo mit einer schlechten Wahlkampforganisation zu kämpfen. Diese steht in scharfem Kontrast zur gut finanzierten Kampagne des auf ein Vermögen von mehr als hundert Millionen Euro taxierten Unternehmers Prabowo. Der 62-Jährige erfreut sich zudem der Unterstützung zahlreicher muslimischer Parteien.
Ex-General kündigt harte Hand an
Prabowo bekennt sich offen zu seiner Rolle unter Suharto, der Indonesien drei Jahrzehnte lang mit eiserner Faust regierte. Mit einer Tochter des ehemaligen Militärmachthabers war Prabowo lange verheiratet. Der Kandidat gestand zudem ein, im letzten Jahr der Regentschaft seines Schwiegervaters die Entführung von Oppositionellen angeordnet zu haben.
Und der Ex-General hat seine Ansichten über die beste Machtausübung offenbar nicht grundlegend geändert: Prabowo kündigte im Wahlkampf an, den Vielvölkerstaat mit seinen über 17'000 Inseln mit harter Hand zu führen. Während einer Ansprache in Jakarta bezweifelte er öffentlich, dass ein westlicher Politikstil zu Indonesien passe.
Wer dem seit zehn Jahren regierenden Präsidenten Susilo Bambang Yudhoyono an die Spitze des Inselstaates folgt, wird wohl frühestens in drei Wochen offiziell bekannt.
Hauptproblem ist die Korruption
Den Sieger erwartet keine leichte Aufgabe: Die lange Zeit boomende Wirtschaft darbte zuletzt nicht nur wegen der grassierenden Korruption. Der künftige Präsident muss weiter Investoren ins Land locken und zugleich den landläufigen Forderungen nach einer nationalistischeren Ausrichtung der Wirtschaftspolitik nachkommen.
Auch die massive Subventionierung der Benzinpreise, die rund 20 Prozent der Staatsausgaben verschlingt, steht in Frage. Kürzungen würden aber in jedem Fall die Armen im Land treffen – denen beide Kandidaten doch zu helfen versprochen haben.