Kurz nachdem Jordanien mit Nasib den letzten noch funktionierenden Grenzübergang zum bürgerkriegsgeplagten Syrien geschlossen hatte, haben sich die syrischen Regierungssoldaten aus der Gegend zurückgezogen. Laut der in Grosspritannien ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte hat die Al-Nusra-Front den Übergang nun unter Kontrolle gebracht. Diese steht dem Terrornetzwerk Al Kaida nahe.
Palästinenser vertreiben IS aus Flüchtlingslager
In Syrien sollen unterdessen palästinensische Kämpfer wieder weitgehend die Kontrolle über das Flüchlingslager Jarmuk am Südrand von Damaskus übernommen haben, berichtet die Beobachtungsstelle. Am Vortag war die radikalsunnitische Miliz Islamischer Staat (IS) im Lager eingefallen, der bisher tiefste Vorstoss der Terrororganisation in das Gebiet der syrischen Hauptstadt.
Das Camp liegt rund acht Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Die palästinensischen Einheiten seien bei den erbitterten Gefechten von anderen Rebellengruppen unterstützt worden. Mehrere Menschen wurden dabei getötet.
Die Truppen von Assad hatten das Zentrum Damaskus bisher immer fest unter ihrer Kontrolle. Der IS stehe praktisch vor der Haustüre des syrischen Machthabers Baschar al-Assad, so SRF-Nahostkorrespondent Philipp Scholkmann. «Diese Aussicht ist nicht besonders gemütlich.»
Quartier von Palästinensern bewohnt
Vor dem Bürgerkrieg in Syrien lebten in Jarmuk mehr als 100'000 Palästinenser, die aus Israel vertrieben worden oder geflohen waren. Das Aussenquartier von Damaskus sei während des Krieges zu einem der schlimmsten Kampfschauplätzen im Grossraum der syrischen Hauptstadt geworden, erklärt Scholkmann im Gespräch mit SRF News. «Jarmuk war eine Rebellenhochburg. Regierungstruppen haben das Quartier während Monaten belagert.»
10‘000 bis 20‘000 Palästinenser leben immer noch dort. Wie der IS diesen Menschen begegnet wäre, sei schwierig einzuschätzen, sagt der Nahostkorrespondent. «Hilfswerke befürchten, dass diese Bewohner nun in noch grössere Not geraten könnten.»
Unheilige Allianz der Extremisten
Vermutlich habe der IS beim Vorstoss auf Damaskus seine klassische Strategie angewendet, so Scholkmann: «Er profitierte von der Schwäche und den Konflikten anderer Rebellengruppen und übernahm ein weiteres, schon völlig ausgezehrtes Gebiet.»
Dabei habe der IS offenbar auch Unterstützung von der Al-Nusra-Front erhalten. «Eine solche Zusammenarbeit auf lokaler Ebene haben wir bereits an anderen Schauplätzen Syriens gesehen, obwohl die beiden extremsten Dschihadistengruppen eigentlich verfeindet sind.» Die verschiedenen Vorstösse zeigten, dass Assad weit von den eigenen Siegesmeldungen entfernt sei, sagt Scholkmann.