Seit über vier Jahren dauert der Bürgerkrieg in Syrien an. Die Hoffnung des Westens auf einen raschen Sturz des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad hat sich nicht erfüllt. Im Gegenteil, eine Lösung des Konflikts schien bis vor kurzem noch entfernter denn je.
Doch nun hat Russland angekündigt, möglicherweise aktiv in den Konflikt einzugreifen. Keine Überraschung für Roland Popp, Sicherheitsexperte der ETH Zürich. Seiner Ansicht nach steht die Assad-Regierung unter massivem Druck der Rebellen und des Islamischen Staates.
Zukunft von Assad bleibt ein Zankapfel
«Ein Sturz Assads wäre für Moskau aber eine Niederlage auf dem internationalen Parkett.» Diese gelte es zu verhindern. «Gleichzeitig fühlt sich Russland aber auch tatsächlich vom Islamischen Terrorismus bedroht, da man selber schon sehr negative Erfahrungen mit Dschihadismus gemacht hat.»
Hinzu komme, dass Russland im Zuge der Ukraine-Krise international viel Kredit verspielt habe und sich nun wieder neu positionieren wolle. Doch noch ist die neue Koalition der alten Erzfeinde nicht in trockenen Tüchern. «Denn das Grundproblem, das beide Parteien trennt, ist die Frage um die Zukunft von Baschar al-Assad», so Popp.
Westen verharrt weiter im Wunschdenken
Die Amerikaner wollten dessen Regierung stürzen. Russland habe sich dagegen offen zum Ziel gesetzt, eben jene Regierung zu retten. «Ich glaube deshalb, dass es für beide Parteien da sehr schwer wird zusammenzukommen.»
Doch was ist das realistischere Szenario, Assads Verbleib an der Spitze oder dessen Rücktritt? Für Popp keine Frage. «Die Russen scheinen mir da vielleicht zynischer, aber auch realistischer, was eine zukünftige Konfliktlösung angeht. Aber Assad vom Rücktritt überzeugen zu wollen, ist westliches Wunschdenken.»