«Die Zahl der grossen Flugzeugunglücke hat abgenommen – das ist statistisch erwiesen», erklärt Luftfahrt-Experte und Chefredaktor von «Skynews.ch», Hansjörg Bürgi zu SRF News Online. Die Flugzeuge seien zumindest in der westlichen Welt und in Asien sicherer geworden. Es habe massive Verbesserungen in Westeuropa gegeben.
Der letzte Unfall eines Verkehrsflugzeuges mit Todesfolge in Europa sei 2009 geschehen, sagt Bürgi. Immer mehr Passagiere überleben grosse Flugzeug-Crashs. Die Gründe: Zum einen würden weniger Unfälle geschehen und zum anderen sind auch die Evakuierungsvorschriften bei Unfällen strenger und verbessert worden, erklärt Bürgi.
Unterhalb der Richtgeschwindigkeit
Die Unglücksmaschine in San Francisco ist ersten Erkenntnissen zufolge deutlich zu langsam auf die Landebahn zugesteuert. Das teilten die Experten mit, die die Bruchlandung der Boeing 777 vom Samstag untersuchten.
Die Geschwindigkeit, mit der sich das Flugzeug der Landebahn näherte, habe signifikant unterhalb der Richtgeschwindigkeit gelegen. Nach Angaben der Experten wollten die Piloten den Landeanflug eigentlich abbrechen.
Flugzeug wollte durchstarten
Die Chefin der US-Behörde für Verkehrssicherheit (NTSB), Deborah Hersman, führte bei einer Medienkonferenz in San Francisco aus, die beiden Flugschreiber der Unglücksmaschine enthielten Aufzeichnungen in guter Qualität, so dass die NTSB-Prüfer in Washington einen vorläufigen Bericht des Unfallhergangs erstellt hätten. Bürgi erwartet eine schnelle Aufklärung des Unglücks. Die Bedingungen dafür seien optimal.
Da das Flugzeug der Fluggesellschaft Asiana Airlines zu langsam gewesen sei, sei ein Warnsignal ausgelöst worden, erklärte Herman weiter. Einer der Piloten habe sich daraufhin anderthalb Sekunden vor dem Aufprall dafür ausgesprochen, doch noch nicht zu landen und die Asiana-Maschine wieder in die Luft zu bringen. Sieben Sekunden vor dem Unglück hatte einer der Piloten bereits um Erlaubnis gebeten, wieder zu beschleunigen.
Keine Spekulation zu möglichem Pilotenfehler
Hersman hob hervor, es sei «zu früh», um aus den bisherigen Erkenntnissen Schlüsse zu ziehen. «Alle Optionen sind auf dem Tisch», sagte die Behördenchefin. NTSB-Experten sollen noch etwa eine Woche in San Francisco bleiben, um das Unglück zu untersuchen.
Ein vom TV-Sender CNN veröffentlichtes Video suggeriert, dass die Boeing 777 der südkoreanischen Fluggesellschaft Asiana viel zu tief flog, bevor sie die Landebahn erreichte. Hersman wollte aber nicht von einem Pilotenfehler sprechen. Dafür habe ihre Mannschaft in der Kürze der Zeit noch nicht genügend Erkenntnisse gesammelt.
Der Mitschnitt der Funkaufnahmen aus dem Cockpit gäbe keinen Anlass zu glauben, dass die Maschine einen technischen Defekt gehabt hätte. Auch dass ein wichtiges Navigationssystem am Boden abgeschaltet gewesen war, hätte nicht zu dem Absturz beitragen dürfen, sagte Hersman. Es sei wegen des guten Wetters nicht notwendig gewesen.
Bürgermeister: «Wir haben viel Glück gehabt»
Bei der Bruchlandung waren zwei chinesische Teenagerinnen ums Leben gekommen. Nach Angaben der Feuerwehr wurde eine von ihnen möglicherweise von einem Rettungsfahrzeug im Einsatz getötet. Genaues werde eine Autopsie ergeben. 182 weitere Menschen wurden verletzt, sechs von ihnen schwebten am Sonntag noch in Lebensgefahr.
«Wir haben sehr viel Glück gehabt, dass wir so viele Überlebende haben», sagte der Bürgermeister der Stadt, Ed Lee. «Das hätte viel schlimmer sein können.» «Wir sind sehr dankbar, dass es nicht mehr Tote gab», sagte Hersman.
Der Flughafen liegt am Ufer der Bucht von San Francisco. Möglicherweise seien die Räder gegen eine Begrenzung geprallt, so dass der Pilot die Kontrolle über den Flieger verloren habe, meinten Beobachter.