Athen und Moskau sind traditionell Verbündete. Moskau könnte versuchen, Griechenland auf seine Seite zu ziehen und so die EU zu spalten. Dass Russland Griechenland aber finanziell unterstützt, glaubt Daniel Gros, Leiter des Brüsseler Think Tank Centre for European Policy Studies, nicht. Denn eine kleine Summe werde Griechenland nicht weiterhelfen und eine grosse Summe sei auch für Russland zu riskant.
Regierung plündert Konti, um zahlen zu können
Die griechische Regierung muss das notwendige Geld also anderswo herholen. Sie plündere zur Zeit spezielle Konti, insbesondere bei den eigenen Sozialversicherungen, um beispielsweise dem Internationalen Währungsfonds am Donnerstag die geforderten 450 Millionen Euro zurückzahlen zu können. Gros schätzt jedoch, dass sich Griechenland so höchstens noch ein paar Wochen über Wasser halten kann. Denn im Juni stünden weitere Zahlungen an die Europäische Zentralbank an. Und diese Summen finde Griechenland zu Hause nicht.
Spätestens dann seien diese Konti leer und die griechische Regierung könne die Verpflichtungen nicht mehr bedienen, ergänzt Guntram Wolff, Leiter des Brüsseler Think Tank Bruegel. Dann sei ein Staatsbankrott Griechenlands ein mögliches Szenario. Wolff sagt, dass die griechische Regierung am Schluss eine Lösung mit den europäischen Partnern und dem Währungsfonds anstrebt, um den Bankrott abzuwenden.
Internationaler Druck auf Griechenland gross
Während die griechische Regierung lange nicht sehr kooperativ agiert habe, sei der internationale Druck unterdessen enorm, so Wolff weiter. Das habe sich auch beim Besuch des griechischen Finanzministers Varoufakis in Washington gezeigt. Das Finanzministerium der Vereinigten Staaten forderte Griechenland zur Kooperation auf. Denn ein Scheitern der Verhandlungen, und damit ein Bankrott Griechenlands, sei eben nach wie vor die schlechteste aller Optionen.