- Nach den Erdbeben in der türkischen Millionenmetropole Istanbul steht die Bevölkerung weiter unter Schock.
- Zahlreiche Menschen verbrachten die Nacht im Freien und schlugen etwa in Parks oder auf anderen Grünflächen Zelte auf, wie türkische Medien berichteten.
- Das Beben hat keinen grösseren Schaden angerichtet – aber die Angst vor einer laut Experten unabwendbaren Katastrophe befeuert.
Etliche Menschen haben die Stadt aus Angst vor einem grossen Beben verlassen. Hotels entlang der türkischen Ägäisküste registrieren einen deutlichen Anstieg der Hotelbuchungen. Flugtickets ab Istanbul in andere Städte der Türkei waren am Abend des Bebens und am Donnerstag nicht mehr zu erhalten, berichtete eine dpa-Reporterin. Auf den Websites der Fluglinien seien alle Flüge ausgebucht gewesen.
Mehrere Erdbeben in Istanbul
Istanbul wurde am Mittwoch von mehreren Erdbeben erschüttert. Um 12:49 Uhr Ortszeit registrierte der Katastrophendienst Afad das bislang stärkste Beben der Stärke 6.2 mit einem Epizentrum im vor der Stadt gelegenen Marmarameer.
Zahlreiche weitere Erdstösse der Stärken 4 bis 5 folgten. Bis zum Abend meldete Afad 184 Nachbeben.
Präsident Recep Tayyip Erdogan erklärte am Mittwochabend: «Unsere Bürger können beruhigt sein. Als Staat werden wir weiterhin rund um die Uhr mit allen unseren Einheiten in Alarmbereitschaft bleiben und für unsere Nation arbeiten, die Situation unter Kontrolle zu haben.»
Der inhaftierte und abgesetzte Istanbuler Bürgermeister Ekrem Imamoglu kritisierte die Regierung am Mittwoch dafür, eine Erneuerung der Stadt versäumt zu haben.
Zwölf Gebäude vorsorglich evakuiert
Nach Angaben von Gesundheitsminister Kemal Memişoğl auf X gab es insgesamt 236 Verletzte – davon 173 in Istanbul, die übrigen in anderen Provinzen. Ihm zufolge wurden 15 Menschen noch in Spitälern behandelt. Manche der Betroffenen hätten sich bei dem Versuch verletzt, sich mit Sprüngen aus Gebäuden in Sicherheit zu bringen. Laut Städtebauminister Murat Kurum (AKP) wurden zwölf Gebäude vorsorglich evakuiert.
Das Beben hatte zahlreiche Menschen in der Stadt auf die Strasse stürmen lassen. Berichten des Staatssenders TRT zufolge holten Menschen ihre Angehörigen aus Spitälern.
Auch in Griechenland spürbar
Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass ein weiteres starkes Beben folge, sagte der Geologe Okan Tüysüz dem Sender NTV. Das Hauptbeben werde noch kommen, schrieb Erdbebenforscher Naci Görür auf X.
Das Erdbeben war auch in Teilen des Nachbarlands Griechenland deutlich zu spüren. Vor allem im Nordosten am Grenzfluss Evros zur Türkei hin wurden die Menschen in Angst versetzt, berichteten griechische Medien. Meldungen über die Erdstösse gab es ausserdem von etlichen Ägäisinseln, darunter Chios und Lesbos. Schäden habe es jedoch nicht gegeben.
Auch im nordwestlich angrenzenden Bulgarien war das Beben spürbar, am stärksten im südöstlichen Grenzgebiet und in der Region Burgas am Schwarzen Meer, wie das Geophysische Institut in Sofia mitteilte.