Zehn Millionen Menschen in Syrien sind dringend auf Nothilfe angewiesen, doch dreieinhalb Millionen von ihnen wird diese Hilfe de facto verweigert. Die UNO ist der mit Abstand grösste Anbieter humanitärer Hilfe in Syrien. Sie leistet aber nur Hilfe, wenn und wo es Diktator Baschar al-Assad erlaubt. Der heisst Hilfe meist nur dann gut, wenn sie in von ihm kontrollierte Gebiete fliesst. Dort leben auch die meisten seiner Anhänger.
In einem offenen Brief, der auch in arabischen und englischsprachigen Zeitungen abgedruckt wird, verurteilen nun 35 internationale Rechtsexperten diese Praxis. Angeführt werden sie vom hoch angesehenen südafrikanischen Richter Richard Goldstone. Die UNO solle ab sofort willkürliche Hilfsverbote des Regimes in Damaskus ignorieren. Denn dadurch würde Menschen in Not böswillig Hilfe verweigert.
Auch UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon scheint die Zurückhaltung seiner eigenen Organisation bei der Durchsetzung des Rechts auf Nothilfe nicht mehr ganz geheuer. Er fordert vom UNO-Sicherheitsrat, er solle endlich seine Resolution vom Februar durchsetzen. Sie fordert ungehinderten Zugang für humanitäre Helfer in ganz Syrien. Ban spricht inzwischen gar von einer flagranten Verletzung des Rechts auf Hilfe.