- Mindestens 56 Menschen sind bei einem S-Bahn-Unfall in der spanischen Stadt Barcelona verletzt worden.
- Der Unfall geschah bei der Einfahrt eines Zugs in den Bahnhof Franca im Zentrum der Stadt.
- Eine Person wurde schwerverletzt – zunächst war von fünf Schwerverletzten die Rede gewesen. Insgesamt seien 18 Personen in Spitäler gebracht worden.
Die Unglücksursache ist noch unklar. Der Zug sei bei normaler Geschwindigkeit eingefahren, habe nicht gebremst und sei dann gegen den Prellbock gefahren, sagte ein Sicherheitsmann des Bahnhofs.
Zur Klärung der Unglücksursache leitete die spanische Bahngesellschaft Renfe Ermittlungen ein. Auf Amateurvideos war der vordere Teil des Zuges zu sehen, der auf einer Länge von etwa zwei Metern völlig eingedrückt war. Es wurden nur die zwei ersten Wagen beschädigt, der Zug blieb ansonsten weitgehend unversehrt.
«Wie ein Erdbeben»
«Beim Zusammenstoss war es wie bei einem Erdbeben», sagte eine Passagierin der Zeitung «La Vanguardia». Weil der Zug überfüllt war, standen offenbar viele Passagiere zum Zeitpunkt des Unglücks, was die Zahl der Verletzten erhöhte. Die Passagiere seien übereinander gefallen. Bei vielen habe sie blutende Kopfwunden gesehen, sagte die Frau, die selber nur Kratzer abbekam.
Viele Verletzte wurden auf dem Bahnsteig behandelt. Einige weinten und standen unter Schock. Zahlreiche Ambulanzen, Polizei- und Feuerwehrautos waren vor Ort. Der Schwerverletzte habe eine Lungenprellung erlitten, sei aber nicht in Lebensgefahr, hiess es.
Obwohl die Führerkabine beim Aufprall stark beschädigt wurde, kam der 31 Jahre alte Lokführer entgegen ersten Informationen mit leichten Verletzungen davon. 19 Verletzte wurden in Spitäler gebracht. Unter ihnen waren neben Spaniern auch Rumänen und Franzosen.
Strassen für Rettungsfahrzeuge gesperrt
Die Strassen rund um den Bahnhof waren laut dem Radiosender Cadena Ser gesperrt, um Rettungswagen einen schnellen Zugang zur Unfallstelle zu ermöglichen. Einige Verletzte wurden direkt vor Ort versorgt, wie auf Bildern in sozialen Netzwerken zu sehen war.
Der katalanische Regierungschef Carles Puigdemont, die Bürgermeisterin Ada Colauder und der Verkehrsminister Ínigo de la Serna besuchten neben anderen Politikern den Unfallort. Letzterer versicherte, dass beim Unfallzug alle vorgeschriebenen Wartungsarbeiten durchgeführt worden seien, zuletzt am 18. Juli.
Lokführer unter Schock
Es gebe auch keine Indizien für überhöhte Geschwindigkeit. Der Lokführer habe sieben Jahre Erfahrung. Auch er habe unter Schock gestanden und noch keine Aussage machen können, teilten die Behörden mit.
Diese Woche erst hatten die Spanier des schwersten Zugunglücks des Landes seit dem Zweiten Weltkrieg gedacht. Dabei waren am 24. Juli 2013 nahe des Wallfahrtsortes Santiago de Compostela 80 Menschen ums Leben gekommen. Der Lokführer telefonierte offenbar zum Zeitpunkt des Unfalls. Der Zug hatte beim Entgleisen eine Geschwindigkeit von 179 Kilometern pro Stunde und war damit mehr als doppelt so schnell wie die erlaubten 80 Kilometer pro Stunde.