Die Hallen sind voll, wenn Donald Trump dieser Tage zur Bevölkerung in Wisconsin spricht. Täglich hält er Reden an einem anderen Ort. Es ist Wahlkampf nonstop. Doch trotz voller Hallen: Donald Trump kämpft in Wisconsin um Stimmen. Laut aktuellen Umfragen liegt er hinter Ted Cruz.
Hass statt Hoffnung
Gespräche mit Menschen vor Ort zeigen: Kritische Stimmen zu Trump gibt es viele. Vor allem bei Frauen kommt er nicht gut an, zuletzt wegen Aussagen für die Bestrafung bei Abtreibungen und seiner Haltung zu Immigranten. «Das alles ist schrecklich und besorgniserregend», sagt Kelley Gallaher an einer Anti-Trump-Kundgebung in Madison gegenüber SRF.
Sie steht mit anderen Trump-Gegnern vor einer Halle, in der Trump auftritt. Und sie hält ein Schild, mit dem Bild Donald Trumps. Darauf steht «Hate», in Anlehnung an die frühere «Hope»-Kampagne von Barack Obama. «Er redet soviel Unsinn, dass ich gar nicht mehr weiss, was er alles gesagt hat. Er ist schlecht für unser Land, sicher nicht zum Präsident geeignet», sagt Gallaher weiter.
Überzeugte Trump-Anhänger dagegen lassen sich von umstrittenen Trump-Aussagen von letzter Woche zur Abtreibung nicht beirren: «Donald Trump vertritt das Volk, nicht die Unternehmen. Er ist ein Geschäftsmann, deshalb wird er es richten».
Nur Trump spricht rational.
Einen schweren Stand hat Donald Trump an einer Veranstaltung der Republikanischen Partei von Milwaukee. Stellvertretend für ihn versucht Sarah Palin, das konservative Publikum mit ihrer kumpelhaften Art auf Trumps Seite zu bringen: «Nur Trump spricht rational», sagt sie, und erntet dafür Lacher. Sie meint Trumps Haltung zum IS.
«Cruz ist ein Problemlöser»
Terrorismus ist neben dem Angst vor Jobverlusten und der Gesundheitsvorsorge eines der Themen, das die Menschen bewegt. «Mit unserem Land geht es bachab», sagt Dee Dee. «Wir brauchen jemanden, der uns vor Terrorismus schützt», meint Mary Jo Thompson. «Ted Cruz kann das. Er ist ein Problemlöser, ein ehrlicher und hingebungsvoller Christ».
Sanders vor Clinton
Auch bei den Demokraten liegt in Wisconsin der bisher Zweitplatzierte Bernie Sanders laut Umfragen vor Hillary Clinton. Er begeistert, wie gehabt, viele junge Menschen. Dies zeigt ein Augenschein an einer Veransaltung in Madison. Sein Auftritt hier ist umrahmt von einem mehrstündigen Rockkonzert in einer Konzerthalle.
Sanders versichert seinen Fans: «Donald Trump wird nicht Präsident». Er punktet in Wisconsin durch seine betonte Unabhängigkeit in der Wahlkampf-Finanzierung. Zudem hofft er auf eine hohe Stimmbeteiligung in Wisconsin, wie sie auch in Umfragen vorausgesagt wird. Dies erhöhe seine Chancen auf einen Sieg im US-Bundesstaat.
Hillary Clinton gibt sich bei einem Auftritt, organisiert von der Demokratischen Partei in Milwaukee, volksnah. Sie mischt sich nach einer eindringlichen Rede unter ihre Fans, posiert geduldig für Selfies. Für einen ihrer Anhänger, Brian Spang, ist klar: «Sie ist die erfahrenste Kandidatin, die als Präsidentin der Vereinigten Staaten schon am ersten Tag voll loslegen könnte».
Der Bundestaat Wisconsin
Wisconsin liegt am Rande des sogenannten Rust-Belts, der ältesten und grössten Industrieregion der USA. Der Bundesstaat gilt als weisses «Blue-collar»-Land. Die Arbeiterklasse ist gross. Wie überall in den USA ist der Industriesektor geschrumpft, macht hier aber noch immer den grössten Teil der Arbeitsplätze aus. Die ländlichen Gebieten sind von Landwirtschaft geprägt. Der Bundestaat zählt rund 5,7 Millionen Einwohner (Stand: Juli 2013). |