Die Wahlnacht: Dem Aussenseiter Donald Trump gelingt die Sensation: Der umstrittene Republikaner hat überraschend und entgegen der allermeisten Umfragen die Präsidentschaftswahl 2016 in den USA für sich entschieden.
Kurz vor 9 Uhr am Morgen war der schmutzige Präsidentschaftswahlkampf entschieden: Hillary Clinton, Präsidentschaftskandidatin der Demokraten, räumte ihre Niederlage ein und gratulierte Trump telefonisch zum Sieg. Um 17.30 Uhr trat sie in New York vor das Rednerpult und zeigte sich versöhnlich: «Ich habe Donald zu seinem Sieg gratuliert und ihm angeboten, mit ihm zusammen zu arbeiten», so Clinton.
«Ich weiss, wie enttäuscht ihr seid. Ich bin es auch», sagte die sichtlich gerührte Clinton vor ihren Anhängern. Dennoch forderte sie die Leute auf, weiterzumachen: «Lasst uns aneinander glauben, lasst uns nicht die Hoffnung verlieren: Denn es werden andere Zeiten kommen», sagte im Hinblick auf eine künftige US-Präsidentin.
Dem Sieg von Donald Trump ging ein Wahlkrimi der Sonderklasse voraus. Im Vorfeld sprach alles für Clinton. Sie gewann die Swing States Nevada, Colorado und Virginia – wenn auch knapp.
Doch Trump rollte das Feld von hinten auf: So konnte der Unternehmer die besonders unkämpften Bundesstaaten Florida, North Carolina und Ohiofür sich entscheiden. Ausserdem siegte der Milliardär auch überraschend in Wisconsin und Pennsylvania. Zudem zeichnet sich für Trump ein Sieg in Michigan ab. Die Stimmen in diesem nördlichen Bundesstaat sind immer noch nicht vollständig ausgezählt.
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Der Triumph im sogenannten «Rost-Gürtel», der im Vorfeld der Wahl als «blaue Schutzmauer» der Demokraten gegen Trump galt, ebnete denn auch dem Republikaner den Weg ins Weisse Haus. Erste Analysen zeigen, dass die Verlierer der Globalisierung und Digitalisierung – welche während und auch nach der Finanzkrise 2008 teilweise ihren Job verloren – Donald Trump in Pennsylvania, Wisconsin und wahrscheinlich auch Michigan ihre Stimme gaben. Darüber hinaus ist es denkbar, dass Hillary Clinton in diesen Staaten die weiblichen Wähler, die Farbigen und die Latinos nicht in dem Ausmass überzeugen konnten, wie angenommen – und dies obwohl Trump im Wahlkampf gegen Einwanderung wetterte.
Am Ende war das Verdikt klar: Trump sicherte sich deutlich mehr als die nötigen 270 Elektoren-Stimmen und zieht damit im Januar als 45. US-Präsident ins Weisse Haus ein. In seiner Siegesrede zeigte sich Trump allerdings moderater. Er wolle ein Präsident für alle sein und die Gräben in Amerika zuschütten. Seine Fans dankten es ihm mit «USA, USA»-Rufen.
Donald Trump: Der 70-jährige Quereinsteiger Donald Trump hatte noch nie ein Amt inne. Seine Qualifikation begründete er in der Vergangenheit mit seinen Leistungen als Unternehmer. Die aber sind keineswegs so glorreich, wie er immer wieder behauptet. Innerhalb von 18 Jahren meldeten vier Firmen aus seinem Casino-Imperium Insolvenz an.
Hillary Clinton: Sie hat ihr ganzes Leben auf diesen Moment hingearbeitet. Sie wollte als erste Präsidentin der USA in die Geschichte eingehen.
Der 9. November 2016 bedeutet aber nicht den Höhepunkt, sondern wohl eher das Ende ihrer politischen Karriere. Ob die Demokratin ihre Niederlage kommen sah, ist unklar. Allerdings setzte sie im Verlaufe der Wahlnacht eine vielsagende Twitterbotschaft ab: «Dieses Team hat so viel, auf das es stolz sein kann. Was auch immer geschieht, ich danke euch für alles».
Clinton war First Lady, war Senatorin und Aussenministerin. Sie war die logische Präsidentschaftskandidatin, aber sie passt nicht mehr in die Zeit. Die Menschen sind die politischen Dynastien leid - sie wollten keinen weiteren Bush im Weissen Haus, aber auch keine Clinton. Sie ist die Vertreterin der Elite, des Alten, des Establishments. Heute schweigt sie. Kein Auftritt, keine Rede. Hillary Clinton ist abgetaucht. Sie wird jedoch demnächst in New York ihre Verliererrede halten.
Der Senat: Die Amerikaner haben auch einen neuen Kongress gewählt. Dabei haben die Republikaner ihre Mehrheit im Senat behauptet. Sie sicherten sich genügend Mandate, um die Kontrolle über die Kammer zu behalten. Da sie auch ihre Mehrheit im Repräsentantenhaus verteidigen konnten, bleibt der Kongress auch in den kommenden zwei Jahren fest in republikanischer Hand.
Der republikanische Doppelsieg im Kongress hat grosse Bedeutung für das künftige Machtgefüge in den USA. Trump hat mit seinem Wahlsieg freie Hand bei der Gesetzgebung und bei der Besetzung von hohen Regierungsämtern. So kann er konservative Richter für den Obersten Gerichtshof nominieren sowie die eingeführte staatliche Krankenversicherung «Obamacare» rückgängig machen.