In den USA streiten sich Demokraten und Republikaner um eine Anhebung der Schuldenobergrenze bis zum 17. Oktober. Einigen sich die Streitparteien nicht, könnten die USA laut Expertenberechnungen nach dem Stichtag vermutlich noch etwa zwei Wochen lang ihre Rechnungen bezahlen. Danach würden sie in die Zahlungsunfähigkeit abrutschen – mit möglicherweise katastrophalen Folgen für die Weltwirtschaft.
Der US-Budgetstreit kommt zur absoluten Unzeit. Der Währungsfonds sieht die Weltwirtschaft endlich wieder etwas auf dem Weg der Erholung. Aber: Das Risiko, dass es wieder abwärts gehen könnte, ist gross. Fast flehentlich appellierten Finanzminister und Notenbankchefs aus aller Welt an die USA, sich rasch zu einigen. Alle hätten auf der Tagung Sorgen geäussert, sagte IWF-Chefin Christine Lagarde am Rande der Jahrestagung von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank.
Die Schweizer Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf ist jedoch zuversichtlich. Die USA könnten es sich als Weltmacht nicht leisten, keine Lösung zu finden. Das hätte enorme Auswirkungen auf die ganze Welt – dessen seien sich die USA bewusst, zeigte sich Widmer-Schlumpf überzeugt.
Vertrauen der Investoren enorm wichtig
Negative Auswirkungen seien schon jetzt greifbar, hielt der Vorsitzende des IWF-Finanzausschusses, Tharman Shanmugaratnam, fest. Der anhaltende Streit schaffe Unsicherheit. Und diese könnte private Investoren davon abhalten zu investieren. Diese Investitionen seien aber das Kernelement der erhofften wirtschaftlichen Erholung.
Wenn die USA es nicht schafften, ihren Budgetnotstand bald zu überwinden – und insbesondere die Schuldenobergrenze noch diese Woche zu erhöhen – gehe Vertrauen verloren. Die Investitionen blieben dann aus, sagte Shanmugaratnam.
SNB hält beachtliche Zahl an US-Papieren
In der Schweiz merke man im Moment noch nichts davon, sagte der Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), Thomas Jordan. Aber: «Es ist natürlich kein gutes Zeichen, wenn das wichtigste Land auf der Welt eine ungeordnete Fiskalpolitik hat. Das wird mit der Zeit auch Auswirkungen auf alle anderen haben.»
Es steht viel auf dem Spiel, auch für die Schweiz: Und das nicht nur, weil das bislang robuste Wirtschaftswachstum einen Dämpfer bekommen könnte. Die Nationalbank sitzt auf Währungsreserven in dreistelliger Milliardenhöhe. Ein beträchtlicher Teil davon in US-Dollar, sagte Jordan.«Wir halten rund ein Viertel unserer Devisenanlagen in US-Dollars. Davon steckt ein beachtlicher Teil in amerikanischen Wertpapieren.»
Ich habe keine Angst, dass wir auf diesen Wertpapieren mittelfristig Geld verlieren werden.
Dass die Nationalbank ihre Dollar-Anlagen demnächst abschreiben muss, befürchtet der Nationalbankchef aber nicht. Eine gewisse Unsicherheit am Markt sei wohl da – es könne sein, dass die Papiere kurzfristig an Wert verlieren würden. Aber langfristig werde das Problem gelöst werden können, ist Jordan überzeugt. «Darum habe ich keine Angst, dass wir auf diesen Wertpapieren mittelfristig Geld verlieren werden.»
(bers;buev)