Im Juli war Liechtenstein in Aufruhr: Das Parlament setzte Aussenministerin Aurelia Frick wegen undurchsichtiger Beraterhonorare ab. Vier Monate war das Amt verwaist. Seit zweieinhalb Wochen das Fürstentum wieder eine neue Aussenministerin: Katrin Eggenberger – auch sie schweizerisch-liechtensteinische Doppelbürgerin, wie ihre Vorgängerin.
Einen Termin bei ihr zu finden, ist nicht einfach. Eggenberger pendelt derzeit zwischen Vaduz und New Haven an der US-Ostküste, wo sie noch bis Mitte Dezember an der Yale University an einem Fellow-Programm über globale Gesellschaftsfragen teilnimmt. Bis dahin läuft die Aussenpolitik auf Sparflamme.
Eggenberger ist eine politische Quereinsteigerin. Mitglied einer Partei wurde sie erst kurz vor der Wahl, sie wählte die Fortschrittliche Bürgerpartei (FBP). Diese ist vergleichbar mit der Schweizerischen CVP. Ein politisches Mandat hatte sie nie.
Mitarbeiterin von WEF-Gründer Schwab
Das sei auch nicht zwingend notwendig, sagt die 37-jährige Staatswissenschaftlerin. Sie verweist auf ihre beruflichen Erfahrungen: «Ich denke, es ist immer wichtig, wenn man sich eines Themas neutral annehmen kann und sich beide Seiten anhört. Trotzdem würde ich sagen, ich habe auf meinem bisherigen Weg viel lernen dürfen.»
Vor allem ihre Ausbildung ist imposant mit mehreren Forschungsaufenthalten an amerikanischen Eliteuniversitäten. Prägend seien aber die drei Jahre am Weltwirtschaftsforum gewesen, als persönliche Mitarbeiterin von WEF-Chef Klaus Schwab.
Eggenberger ist im sankt-gallischen Werdenberg aufgewachsen. Sie hat den roten Schweizer Pass vom Vater, den blauen Pass des Fürstentums von der Mutter. Im Gespräch gibt sie sich aber betont liechtensteinisch. «Ich habe jegliche erste Erfahrungen im Fürstentum Liechtenstein machen dürfen, und ich bin für das Land als Synchron- und Wettkampfschwimmerin an den Start gegangen.»
Die Spitzensportlerin hier, die Karrieristin da. Jetzt ist Katrin Eggenberger Aussenministerin. Bei der Wahl dürfte ihr Netzwerk aus Sport, Politik und Wirtschaft geholfen haben.
Freundschaft mit der Schweiz
Die Bedeutung der Schweiz für Liechtenstein ist ihr natürlich bewusst. Mit der grossen aussenpolitischen Kelle kann Eggenberger jedoch nicht anrühren. Man sei auf die Zusammenarbeit mit der Schweiz angewiesen. «Die Schweiz ist und war schon immer unser wichtigster Partner. Uns verbindet eine besonders enge und ganz freundschaftliche Beziehung.»
Eggenberger verweist auf die über hundert Abkommen, die Liechtenstein mit der Schweiz abgeschlossen hat – besonders auf den Zoll- und den Währungsvertrag. Auch die Schweizer Europa-Politik verfolge man intensiv, weil Liechtenstein wie die Schweiz nicht EU-Mitglied ist: «Hier unterscheiden wir uns nur dadurch, dass wir EWR-Mitglied und damit Teil des Binnenmarktes sind.» Und mit dem EWR habe Liechtenstein seit dem Beitritt vor 24 Jahren gute Erfahrungen gemacht.
Für grosse wie kleine Staaten gilt das Gleiche: Ohne Partnerschaften und Kooperationen geht es nicht.
Bereits ganz Politikerin betont Eggenberger die Wichtigkeit der Diplomatie: «Für grosse wie kleine Staaten gilt das Gleiche: Ohne Partnerschaften und Kooperationen geht es nicht.» Für solche Partnerschaften bringe sie das nötige Rüstzeug mit. Es sei wie beim Sport, sagt die ehemalige Spitzen-Schwimmerin: Wer beim Training alles gegeben hat, sei für den Wettkampf vorbereitet. Ihr Training hat die Liechtensteiner Aussenministerin an Eliteuniversitäten absolviert.