- Der Beitritt zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) habe sich für das Fürstentum Liechtenstein als Glücksfall herausgestellt, sagt Sabine Monauni, liechtensteinische Botschafterin in Brüssel.
- Das Land sei moderner und offener geworden.
- Eine Schattenseite sei die Bürokratie: «Wir übernehmen jedes Jahr etwa 500 neue Rechtsakte der EU.»
Eine Woche nach dem EWR-Nein der Schweiz 1992 sagte das Fürstentum Liechtenstein Ja zum EWR-Beitritt. «Das war damals eine gute, aber auch mutige Entscheidung», so Monauni. Sie vertritt Liechtenstein in Brüssel gegenüber der EU. «Mit der Entscheidung haben wir uns ein Stück weit emanzipiert, sind aus dem Rucksack der Schweiz gestiegen.»
Wir sind zu einem offeneren, moderneren Staat geworden.
1995 trat das EWR-Abkommen für Liechtenstein in Kraft. Anlass zur Bilanz nach 24 Jahren EWR gab Monauni der liechtensteinische Staatsbesuch in der Schweiz. Ein Glücksfall sei der Entscheid gewesen: «Wir sind zu einem offeneren, moderneren Staat geworden.»
EWR-Beitritt als Souveränitätsgewinn
Als Souveränitätsverlust habe das Land diesen Schritt nicht empfunden. «Souveränität sehen wir anders als die Schweiz. Für uns ist es ein Souveränitätsgewinn: Wir können mit am Tisch sitzen und sind sichtbar.»
Als Schattenseite nannte Monauni die Bürokratie, welche der EWR-Beitritt mit sich gebracht habe. «Wir übernehmen jedes Jahr etwa 500 neue Rechtsakte.» Zehn Prozent der liechtensteinischen Verwaltung sind mit Europa-Bürokratie beschäftigt. Trotzdem findet Monauni: «Die Vorteile überwiegen.» Die liechtensteinische Wirtschaft ist existenziell angewiesen auf ausländische Absatzmärkte.
Wir würden uns wünschen, dass die Schweiz ihre Beziehungen zur EU stabilisiert.
Dass sich die Schweiz gegen einen EWR-Beitritt entschieden habe, sei für Liechtenstein manchmal schwierig. Denn durch seine enge Verflechtung mit der Schweiz könne Liechtenstein mitbetroffen sein, wenn die EU die Schweiz als Drittstaat behandle, zum Beispiel bei der Börsenäquivalenz, argumentiert Monauni. «Wir würden uns wünschen, dass die Schweiz ihre Beziehungen zur EU stabilisiert. Das wäre auch gut für uns.»