Trotz der politisch einigermassen stabilen Verhältnisse: Vor allem im Norden Malis, wo traditionell viele Tuareg leben, gärt es seit langem. Wiederholt hatten sich die zwischen 300'000 und 400'000 Tuareg in der Vergangenheit gegen die Zentralregierung aufgelehnt und einen eigenen Staat verlangt. Die Sicherheitslage verschärfte sich mit dem Ende des Bürgerkrieges in Libyen 2011.
Der frühere libysche Machthaber Muammar al-Gaddafi hatte zuvor zahlreiche Tuareg für seine Streitkräfte rekrutiert. Nach Gaddafis Sturz kehrten viele zurück und schlossen sich den Aufständischen im Norden an.
Kurzes Bündnis
Nach einem Militärputsch gegen Präsident Amadou Toumani Touré am 22. März 2012 eroberte die Tuareg-Bewegung MNLA gemeinsam mit mehreren Islamistengruppen den Norden Malis.
Im April riefen sie dort die unabhängige Islamische Republik Azawad aus. In Timbuktu, wo Moscheen, Mausoleen und Friedhöfe zum Weltkulturerbe gehören, liessen die Islamisten mehrere historische Heiligtümer zerstören.
Tuareg und Islamistengruppen zerstritten
Nach ihrem Sieg überwarfen sich Tuareg mit den Islamistengruppen. Es gab blutige Gefechte. Die Regierung Malis hofft daher auf eine Einigung mit einem Teil der Rebellen und verhandelte mit den Tuareg und der Islamistengruppe Ansar Dine – bisher erfolglos – über eine politische Lösung. Am 11. Dezember zwang das Militär Regierungschef Cheick Modibo Diarra zum Rücktritt. Interimspräsident Dioncounda Traoré bestimmte Django Sissoko zum neuen Ministerpräsidenten.
Westlichen Geheimdiensten zufolge haben die Islamisten jetzt 6000 Kämpfer in Nordmali, darunter Tausende Dschihadisten aus Ägypten, dem Sudan und anderen Staaten. Dazu kämen bis zu 15'000 Bewaffnete ohne Ausbildung in Timbuktu und Gao.
Hunderttausende fliehen
Seit der Machtübernahme der Extremisten im Norden flohen Hunderttausende aus dem Gebiet und leben als Binnenvertriebene oder als Flüchtlinge in Nachbarstaaten wie Mauretanien, Niger und Burkina Faso. Dem UNO-Büro für Nothilfekoordinierung (Ocha) sind inzwischen 4,6 Millionen Menschen von Hunger und Mangelernährung bedroht.