Fünf Tage nach dem schweren Erdbeben in Nepal ist die Zahl der Toten auf über 5500 gestiegen. Die Behörden in Nepal registrieren aktuell 5489 Verstorbene. In den Nachbarländern Indien und China sollen mindestens 100 Menschen ihr Leben gelassen haben. Fast 11'000 Menschen sollen im Zuge des Bebens verletzt worden sein.
Inmitten des Leids auch Momente des Glücks
Doch inmitten des Leids sind auch Momente des Glücks zu verzeichnen. So ist in der Hauptstadt Kathmandu aus den Überresten eines Hauses ein 18-Jähriger mit Namen Pemba Tamang lebend gerettet worden. Und nicht lange zuvor war bereits die Bergung eines elfjährigen Mädchens gelungen.
90 Prozent aller Soldaten, 33'000 Polizisten und tausende Helfer aus dem In- und Ausland bemühen sich aktuell, weitere Überlebende zu bergen und den Verletzten und Kranken beizustehen. Doch das Engagement wird – vornehmlich durch infrastrukturelle Probleme – immer wieder behindert. Und was die Hilfe in den bergigen Krisenregionen betrifft, kommen zu den bisherigen Schwierigkeiten nun auch noch Witterungsprobleme hinzu:
Hilfsorganisationen warnen vor Seuchen
Schwere Regenfälle erschweren die Arbeit der Rettungskräfte. Und weil die Helfer gar Erdrutsche befürchten, haben sie in den besonders schwer betroffenen Gebieten begonnen, Hilfsgüter aus der Luft abzuwerfen.
In den Zentren der Obdachlosen warnen die Hilfsorganisationen indessen vor dem Ausbruch von Seuchen. In einigen Lagern nähmen Durchfallerkrankungen zu. Es fehlten Toiletten und sauberes Trinkwasser.
USA haben Beistand versprochen
Angesichts der misslichen Lage wird Nepal und den anderen betroffenen Ländern breite Unterstützung zuteil. Sie ist schon angelaufen oder wird, verstärkt, auch in Aussicht gestellt.
So hat laut Angaben des Weissen Hauses Präsident Barack Obama mit Nepals Ministerpräsident Sushil Koirala telefoniert – und bei dieser Gelegenheit versprochen, «alles in der Macht stehende» zu tun, um den Betroffenen des Bebens beizustehen.
Schweiz stockt Hilfsteam auf
Auch die Schweiz reicht Hand – und dies in praktischer und finanzieller Hinsicht. Sie stockt ihr Hilfsteam auf insgesamt 30 Einsatzkräfte auf. Wie Manuel Bessler, Chef des Korps für Humanitäre Hilfe (SKH) auf Anfrage erklärte, sollen heute Donnerstag acht weitere Spezialisten aus der Schweiz eintreffen, darunter zwei Mediziner.
Und für Freitag ist der Abflug einer Schweizer Maschine mit 40 Tonnen Hilfsgütern geplant, die vor allem Schutzplachen, 30 grossen Zelte, Generatoren zur Stromerzeugung und Kanister zum Wassertransport in diverse Krisengebiete transportiert.
Indessen hat der Kanton Bern und die Stadt Bern Spenden für Nothilfe in Nepal in der Höhe von 100'000 respektive 50'000 Franken in Aussicht gestellt.
Regierung in der Kritik
Während die Hilfe aus dem Ausland erste Früchte trägt, steht die nepalesische Regierung immer stärker in der Kritik. Das bitterarme Land Nepal hat nun das Ausland gebeten, mit Hubschraubern auszuhelfen.
Tastsächlich sind im Land derzeit nur rund 20 Helikopter für die Rettungsflüge verfügbar. Hubschrauber aus China sollen demnächst etwas Entlastung bringen.
Mount Everest bleibt offen
Doch die Regierung steht nicht nur wegen angeblicher Versäumnisse in der Katastrophenhilfe im Fokus, sondern auch im Hinblick auf den Bergsteigtourismus am Himalaya. Trotz des schlimmen Erdbebens und der Lawinen, die das Beben ausgelöst hat, will sie den Mount Everest für Berggänger nicht schliessen.
«So ist das Abenteuer», sagte Gyanendra Shrestha vom Tourismusministerium, «es ist voller Unwägbarkeiten.» Jeder sei selbst für seine Sicherheit zuständig, führte sie aus, die Regierung könne Katastrophen nicht verhindern.