Das Wichtigste in Kürze
- Erstmals seit Einführung der direkten Volkswahl des französischen Präsidenten haben es die Republikaner nicht in die Stichwahl geschafft.
- Schuld an der bisher grössten Pleite der Partei sei allein François Fillon, sagt Louis Soris, seit einem Jahr Präsident der Jeunes Républicains.
- Als die Ermittlungen wegen Scheinbeschäftigung begannen, habe er versucht, Fillon zum Rückzug zu bewegen. Vergeblich, und das mache ihn wütend.
- Die republikanische Partei müsse nun ihren Rechtsdrall korrigieren und wieder näher zum Volk rücken, fordert Soris.
Der junge Jurist Louis Soris hat sein Advokatur-Büro mitten im schicken 8. Arrondissement in Paris, ein Bezirk unweit der Champs-Elysées.
Es ist zwar nur einige Schritte bis zur Seine, wo selbst am Mittag noch Obdachlose auf den Bänken liegen. Aber es sind auch nur etwa gleichviel Schritte zu jenen heruntergekühlten Läden, in denen Kleider verkauft werden, für die Pensionierte in Frankreich fünf Monate lang ihre Rente sparen müssen.
Wut bei den Jungen Republikanern
Louis Soris leitet seit einem Jahr die Jeunes Républicains. Die Wahlniederlage hat sie auf dem falschen Fuss erwischt, die Enttäuschung ist daher gross.
Es kam wirklich überraschend. Entsprechend enttäuscht sind wir – und auch wütend, und zwar auf François Fillon.
Die Schuld liege klar bei Fillon. Er habe darauf beharrt, Kandidat zu bleiben und so quasi die ganze Partei in Geiselhaft genommen, stellt Soris fest. Er ist umso frustrierter, weil er Fillon zum Rückzug habe bewegen wollen. «Als die Ermittlungen begannen, habe ich versucht, die Alarmglocken zu läuten und ihm gesagt, es sei nicht möglich, so weiterzufahren.»
Weg vom elitären Kurs
Soris trägt Anzug, wie viele hier im 8. Arrondissement. Aber die Bodenhaftung habe er nicht verloren – schon alleine wegen seiner Eltern. Sie seien beide Arbeiter, die ihm und seiner Schwester eine tolle Ausbildung ermöglicht hätten.
Daher ist Soris überzeugt dass die Republikanische Partei ihren Rechtsdrall korrigieren und weniger elitär werden muss.
Die Rechte hat es noch niemals ohne die Unterstützung der einfachen Leute geschafft.
Scherben müssen zusammengeklebt werden
Tatsächlich brechen in der Partei jetzt die Gräben auf. Für die Parlamentswahlen gebe es noch einen harten Kampf auszutragen, so Soris. «Wenn wir uns für diese Wahl nicht zusammenraufen können und keine Mehrheit in der Nationalversammlung erreichen, wäre die Partei am Ende.»
Jetzt geht es aber erst mal um die Stichwahl. Obwohl Soris und seine Entourage sicherlich Macron wählen werden, ist ihnen die paradoxe Situation zuwider. Den Spitzenreiter vom ersten Wahlgang auch noch zu empfehlen, sei einfach grotesk.
Macron wird sicher etwas bewegen.
Trotzdem ist er überzeugt, dass ein so junger Präsident wie Macron mit seinen 39 Jahren auch der leicht überalterten Rechten ganz gut tun könnte. «Macron wird sicher etwas bewegen.»