Während dieser Woche stand die umkämpfte Stadt Aleppo im medialen Fokus. Es gibt aber auch Städte wie Madaja, Kafryia oder Zabadani, wo seit vier Monaten die Menschen keinerlei Hilfslieferungen mehr bekommen haben.
Das UNO-Welternährungsprogramm (WFP) versucht in Syrien immer wieder, die Menschen im Bürgerkriegsland zu versorgen. Jakob Kern, WFP-Landesdirektor für Syrien in Damaskus, sagte SRF, die Organisation erhalte Informationen aus dem Kriegsgebiet über Telefon und die sozialen Netzwerke.
«Die Situation ist sehr schlecht dort. Sie haben seit vier Monaten keine Nahrungsmittelhilfe und auch keine Medikamente mehr erhalten.» Weil das WFP seit langem nicht mehr in der umkämpften Region war, gehe man davon aus, dass die Zustände wieder schlechter geworden sind.
Grösste Schwierigkeiten bei Lieferungen
Lebensmittellieferungen in ein Kriegsgebiet sind ein hochkomplizierter Vorgang, erklärt Kern: «Wir brauchen die Bewilligung von beiden Kriegsparteien, damit die Waffen während 48 Stunden schweigen, die wir für einen Transport brauchen. Wenn man diese Einigung hat, folgt die Warenkontrolle, denn manchmal werden Medikamente aus der Lieferung weggenommen.»
Dass seien rund 50 Lastwagen, die dann versiegelt werden und am letzten Checkpoint nochmals kontrolliert werden. «Das ist eine langwierige Sache. Wir brauchen meistens zwei bis drei Tage, um nur schon loszufahren. Und anschliessend braucht es 10 bis 30 oder gar 40 Stunden, um die Lieferung im belagerten Gebiet auszuführen», schildert Kern die Vorgänge.
Luftbrücken sind eine schlechte Alternative
Der Vorschlag, des deutschen Aussenministers Frank-Walter Steinmeier, Luftbrücken einzurichten, sind für den WFP-Landesdirektor Kern nur eine Lösung in Gebieten, wo man mit Lastwagen keinen Zugang hat:
«Im Osten des Landes, wo der Islamische Staat ganze Städte eingekesselt hat, gibt es nur ausserhalb der Stadt genug Platz, wo man Lebensmittel-Abwürfe aus grosser Höhe machen kann. Das ist aber technisch kompliziert und sehr teuer.»
In anderen, dichter besiedelten Gebieten, wo es keine Landezonen gibt, sei das viel zu gefährlich. Wenn ein Fallschirm sich nicht öffne, fliege dort eine Tonne Lebensmittel aus fünf Kilometern Höhe auf den Boden, was grosse Zerstörung bewirken könne, sagt Kern.
Ein Waffenstillstand in Syrien ist trotz der laufenden Friedensverhandlungen nicht in Sicht. Eine Waffenruhe Ende Februar hielt einige Wochen, aber im Moment sei nichts davon zu spüren, erklärt Kern. «In die besetzten Gebiete können wir trotz der Zusagen der Belagerer nicht gehen, weil es zu gefährlich ist und wir unsere Leute dem Risiko nicht aussetzen können.»