- Die grossflächigen Ausfälle im Zugverkehr in Norddeutschland gehen laut der Deutschen Bahn auf Sabotage zurück.
- Der Staatsschutz in Bochum geht von einer «politisch motivierten Tat» aus, wie ein Polizeisprecher am Montagmorgen der Deutschen Presse-Agentur sagte.
«Wir haben eine grössere Ermittlungsgruppe beim Staatsschutz gebildet, die mit Hochdruck daran arbeitet, die Hintergründe der Tat zu klären.» Der Bochumer Staatsschutz ermittelt zum Tatort in Herne. Zu den möglichen Tätern und ihrem Motiv machte der deutsche Verkehrsminister Volker Wissing bisher keine Angaben. Vieles scheint in dem komplexen Fall noch unklar.
Sabotage an Kabeln legte Zugverkehr lahm
Die Sabotage an Kabeln in Berlin und in Herne in Nordrhein-Westfalen hatte am Samstag den Bahnverkehr in Norddeutschland für mehrere Stunden praktisch komplett lahmgelegt. Am Sonntagmittag verkehrten die Züge nach Angaben der Deutschen Bahn wieder normal.
Aus der Politik mehren sich inzwischen Forderungen nach einem besseren Schutz der Infrastruktur. Der SPD-Fraktionsvize und Verkehrspolitiker Detlef Müller forderte von der Deutschen Bahn, Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) und den Sicherheitsbehörden ein Konzept. Zur kritischen Infrastruktur gehörten nicht nur Schienen und Züge, sondern auch digitale Leit- und Sicherungstechnik, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Auch die Grünen forderten, Mittel aus dem Bundeswehr-Sondervermögen für den Schutz der kritischen Infrastruktur zu verwenden.
Der parlamentarische Geschäftsführer der Unions-Bundestagsfraktion, Thorsten Frei, rief dazu auf, die Ergebnisse die Polizeiermittlungen abzuwarten. «Unabhängig von diesem Fall müssen wir über die Sicherheitsarchitektur Deutschlands und der EU neu nachdenken», sagte Frei dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Bundespolizei spricht von Fremdeinwirkung
Die erheblichen Störungen im Bahnverkehr sind nach Angaben der Bundespolizei auf Fremdeinwirkung zurückzuführen. «Wir haben einen Tatort in Berlin-Höhenschönhausen», sagte ein Sprecher der Bundespolizeidirektion Berlin der Deutschen Presse-Agentur. «Ein weiterer befindet sich in Nordrhein-Westfalen.»
Aus Sicherheitskreisen hiess es, es seien am Karower Kreuz in Berlin und in Herne in NRW vorsätzlich Lichtwellenleiterkabel beschädigt worden. Auch das Backup-System sei ausgefallen.
Der Bundesverkehrsminister Volker Wissing hatte zuvor gesagt, die Störungen gingen auf Sabotage an zwei Standorten zurück. «Es wurden Kabel mutwillig und vorsätzlich durchtrennt, die für den Zugverkehr unverzichtbar sind.» Die Bahn sei Ziel eines Anschlags geworden.
Fern- und Regionalverkehr betroffen
Nahezu der gesamte Zugverkehr in Niedersachsen, Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein war am Samstagmorgen eingestellt worden. Auch Fernzüge von Berlin Richtung Nordrhein-Westfalen und von dort weiter gegen Süden waren betroffen. Viele Fahrgäste strandeten aufgrund der Störung an den Bahnhöfen. Auch Verbindungen ins Ausland fielen aus.