Der frühere Regierungschef Ibrahim Boubacar Keïta liegt bei der Präsidentschaftswahl in Mali offenbar klar in Führung. Der 69-Jährige könnte bereits in der ersten Wahlrunde eine absolute Mehrheit erreichen. Das berichten Journalisten, die in den Wahlbüros landesweit die Auszählung der Stimmen beobachteten.
Die Menschen feiern Keïta
Insgesamt stellten sich 27 Kandidaten für den Posten des Staatschefs zur Wahl. Analysten handelten Keïta und den Ex-Finanzminister Soumaïla Cissé von Anfang an als Favoriten und prognostizierten ein Kopf-an-Kopf-Rennen der beiden Kandidaten. Nun hat Keïta im ersten Wahlgang bereits die 50-Prozent-Hürde genommen. Keïta gilt in Mali als Politveteran. Er war seit 2002 Parlamentspräsident und hatte bereits mehrmals vergeblich für die Präsidentschaft kandidiert.
Von dem ersten Wahlresultat begeistert, strömten Tausende Anhänger Keïtas am frühen Montag zum Sitz seiner Partei in der Hauptstadt Bamako. Auch vor Keïtas Haus versammelten sich feiernde Menschen.
Hohe Wahlbeteiligung im Süden – Angst im Norden
Mit der Wahl in Mali sieht Frankreichs Präsident François Hollande das westafrikanische Land «nach dem Sieg gegen die Terroristen und der Befreiung» auf dem Weg zur verfassungsmässigen Ordnung.
«Die beispiellose Beteiligung zeigt das Engagement der Malier für demokratische Werte», sagte Hollande in Paris. Der Staatschef begrüsse den reibungslosen Ablauf ohne grössere Zwischenfälle.
Berichten zufolge war die Wahlbeteiligung im Süden des Landes höher als je zuvor. Im krisengeschüttelten Norden des Landes hingegen blieben viele Menschen den Wahllokalen fern. Viele Bürger fürchten sich vor Anschlägen und der prekären Sicherheitslage.
Die Wahl hatte am Sonntag angesichts von Anschlagsdrohungen von Islamisten unter starken Sicherheitsvorkehrungen stattgefunden, an denen sich auch UNO-Blauhelmsoldaten beteiligten. Zwischenfälle gab es jedoch nicht.
«Viele Leute wollen einen Neuanfang»
«Selbst im Norden ist es ruhig geblieben», berichtet Katrin Gänsler. Dies werde schon als kleiner Erfolg gewertet, sagte die in Bamako lebende Journalistin zu SRF 4 News. Allerdings müsse man mit positiven Bewertungen vorsichtig sein.
Sollte die Wahlbeteiligung im Norden aber nicht zu sehr unter dem Landesdurchschnitt liegen, könne man von einer erfolgreichen Wahl für das Land sprechen, so Gänsler. Dass überhaupt so viele Menschen den Weg zur Urne fanden, hat für die Journalistin einen einfachen Grund: «Viele Leute wollen einen Neuanfang.»
Die Abstimmung gilt als wichtiger Schritt für eine Rückkehr Malis zu Stabilität und Ordnung. Vor sechs Monaten hatte Frankreich in dem Land militärisch eingegriffen, um einen Vormarsch von Islamisten aus dem Norden des westafrikanischen Landes zu verhindern.