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Umfrage zum revidierten Jagdgesetz
Aus Tagesschau vom 21.08.2020.
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Abstimmungsumfrage Knappes Ja für das Jagdgesetz – doch der Wolf kann noch hoffen

  • 54 Prozent der Stimmberechtigten wollen gemäss SRG-Umfrage das revidierte Jagdgesetz annehmen.
  • 36 Prozent der Befragten stehen auf der Nein-Seite. Viele sind aber noch unentschlossen.
  • Trotz der vermeintlich klaren Mehrheitsverhältnisse: Der Ausgang der Abstimmung ist offen.

Die Stimmbevölkerung kann am 27. September entscheiden, ob der Schutz des Wolfs gelockert werden soll. Gemäss der Gesetzesrevision könnten künftig auch weitere Tierarten für «regulierbar» erklärt werden; diese waren aber in den heftig geführten Debatten der letzten Jahre Statisten. So dürfte das Stimmvolk vor allem über die Frage entscheiden: Braucht es eine härtere Gangart gegen den Wolf?

Präventive Abschüsse sollen möglich werden

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Heute dürfen Wölfe nur geschossen werden, wenn sie die Scheu vor den Menschen verloren oder zu viele Nutztiere gerissen haben. Die Grenze liegt bei 25 getöteten Schafen oder Ziegen innerhalb eines Monats. Mit einem Ja zum neuen Jagdgesetz würde sich das ändern: Die Kantone hätten die Möglichkeit, Wölfe präventiv abzuschiessen, bevor sie Schäden anrichten.

Für die Befürworter erhalten die Kantone mit der Gesetzesrevision die Kompetenz, «vorausschauend und massvoll in die Bestände» einzugreifen, ohne die Grundsätze der Nachhaltigkeit des Tierschutzes zu verletzen.

Für die Gegner der Vorlage schiesst das Jagdgesetz weit über das Ziel hinaus. Statt einer vernünftigen Regelung für den Umgang mit dem Wolf habe das Parlament einen «völlig unverständlichen Angriff auf zahlreiche Arten geschützter Tiere» verabschiedet.

Die Umfrage des Forschungsinstituts gfs.bern im Auftrag der SRG SSR zeigt nun: 54 Prozent der Befragten unterstützen die Gesetzesrevision. Auf den ersten Blick scheinen die Mehrheitsverhältnisse damit relativ klar. Politologe Lukas Golder spricht aber von einem labilen Vorsprung: «Die Hälfte der Befragten, die bestimmt abstimmen wollen, sagten uns noch nicht, in welche Richtung sie neigen.»

Erwartungsgemäss unterstützt die links-grüne Stammwählerschaft die Position des Referendums-Komitees aus Umweltschutzkreisen; derweil schliessen sich die Reihen hinter den Ja-Parolen der bürgerlichen Parteien. Aber: In allen Lagern gibt es respektable Minderheiten, die nicht auf Parteilinie sind.

Bemerkenswert ist zudem: Während knapp 60 Prozent der Männer für das neue Jagdgesetz sind, sind es bei den Frauen nur knapp die Hälfte.

Plötzlich wird es ruhig um den Wolf

Der Wolf bewegt – normalerweise. Bei gleich fünf Abstimmungen am 27. September ist das hochemotionale Thema nun aber in den Hintergrund gerückt. «Beide Seiten argumentieren mit dem Tierwohl, es ist eine intensive Debatte. Es wäre spannend, hinzuhören», sagt Golder.

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Lukas Golder: «Es könnte ein eher laues Ja geben»
Aus News-Clip vom 20.08.2020.
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Genau das fällt derzeit aber vielen Menschen schwer. Bei der geballten Ladung an Abstimmungsvorlagen könnte es beim Jagdgesetz zu einem Bauchentscheid an der Urne kommen: «Und wenn andere Vorlagen als wichtiger wahrgenommen werden, erwarte ich doch eher ein laues Ja.»

Wenig überraschend klafft in der Frage ein Stadt-Land-Graben. Aber: «Wenn man im Wallis und Graubünden dachte, dass am Schluss die Städte entscheiden – dann ist das im Moment noch nicht der Fall», sagt der Politologe. Denn auch in urbanen Gebieten findet die Vorlage derzeit eine knappe Mehrheit. Auf dem Land geht sie mit einem komfortablen Vorsprung ins Abstimmungsrennen.

Sollte in den nächsten Wochen noch Zunder in die Debatte kommen, ist eine Trendwende aber durchaus möglich – insbesondere, wenn bürgerliche Städter plötzlich ihr Herz für den Wolf entdecken. Allerdings habe die Regierungsseite im Kontext der Coronakrise Vorteile, schliesst Golder: «Eine breite Protestbewegung zu lancieren, ist im Moment schwierig.»

Datenerhebung und Stichprobengrösse

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Die Umfrage wurde im Auftrag der SRG SSR vom Forschungsinstitut gfs.bern zwischen dem 3. und 17. August 2020 durchgeführt. Insgesamt sind die Antworten von 29'540 Stimmberechtigten für die Auswertung berücksichtigt worden.

Telefonisch befragt wurden 1205 stimmberechtigte Personen mit Wohnsitz in der Schweiz: 704 Personen aus der Deutschschweiz, 301 aus der Romandie und 200 aus der italienischsprachigen Schweiz. Die Interviews wurden per Festnetz und Handy durchgeführt.

Diese Stichprobe ist sprachregional gewichtet und repräsentativ für die Schweizer Stimmberechtigten. Der statistische Fehler beträgt ± 2.9 Prozentpunkte. Bei 1205 Befragten und einem Ergebnis von 50 Prozent liegt der effektive Wert mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit zwischen 47.1 und 52.9 Prozent. Dabei sind kleinere Abweichungen wahrscheinlicher, grössere unwahrscheinlicher.

Online-Befragung

Zusätzlich wurden mehrere Tausend Personen online befragt. Nach der Bereinigung und Kontrolle der Daten konnten die Angaben von 28'335 Stimmberechtigten für die Auswertung verwendet werden.

Die Aufteilung der online Befragten auf die Sprachregionen ist wie folgt: 23'595 Personen in der Deutschschweiz, 4973 in der Romandie und 972 in der italienischsprachigen Schweiz. Die Online-Befragung wurde über die Webportale der SRG-Medien realisiert als sogenanntes Opt-in (Mitmachbefragung).

Diese Online-Stichprobenzusammenstellung erfolgte nicht zufällig und die resultierende Stichprobe ist nicht repräsentativ. Es haben beispielsweise weniger Pensionierte als Jüngere an der Online-Umfrage teilgenommen und mehr Männer als Frauen.

Deshalb hat das Institut gfs.bern die Antworten gewichtet: Den Verzerrungen in der Stichprobe wurde mittels statistischer Gewichtungsverfahren entgegengewirkt und so die Repräsentativität optimiert.

Wie wird gefragt?

Die befragten Stimmberechtigten hatten jeweils fünf Antwortmöglichkeiten zur Verfügung: «bestimmt dafür», «eher dafür», «weiss nicht/keine Antwort», «bestimmt dagegen» und «eher dagegen».

Für eine vereinfachte Darstellung im Artikel wurden in den meisten Fällen die Antworten «bestimmt dafür» und «eher dafür» zusammengezählt – entsprechend wurde auch mit den Antworten «bestimmt dagegen» und «eher dagegen» verfahren.

Konkret wurde etwa gefragt: «Ganz unabhängig davon, wie sicher Sie sind, dass Sie an dieser Volksabstimmung teilnehmen werden: Wenn morgen schon über die Vorlage abgestimmt würde, wären Sie dann bestimmt dafür, eher dafür, eher dagegen oder bestimmt dagegen?»

Umfragen sind Momentaufnahmen

Das Forschungsinstitut gfs.bern führt zwei Umfragen zur Abstimmung vom 27. September 2020 durch. Die Autoren der Studie betonen, die Ergebnisse seien kein vorweg genommenes Abstimmungsergebnis, sondern eine Momentaufnahme zur Zeit der Befragung.

Detaillierte Informationen zur Befragungsart und den Interpretationen der Ergebnisse finden Sie auf der Website des Institutes gfs.bern.

Info 3, 21.08.2020, 17 Uhr

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