- 54 Prozent der Stimmberechtigten wollen gemäss SRG-Umfrage das revidierte Jagdgesetz annehmen.
- 36 Prozent der Befragten stehen auf der Nein-Seite. Viele sind aber noch unentschlossen.
- Trotz der vermeintlich klaren Mehrheitsverhältnisse: Der Ausgang der Abstimmung ist offen.
Die Stimmbevölkerung kann am 27. September entscheiden, ob der Schutz des Wolfs gelockert werden soll. Gemäss der Gesetzesrevision könnten künftig auch weitere Tierarten für «regulierbar» erklärt werden; diese waren aber in den heftig geführten Debatten der letzten Jahre Statisten. So dürfte das Stimmvolk vor allem über die Frage entscheiden: Braucht es eine härtere Gangart gegen den Wolf?
Die Umfrage des Forschungsinstituts gfs.bern im Auftrag der SRG SSR zeigt nun: 54 Prozent der Befragten unterstützen die Gesetzesrevision. Auf den ersten Blick scheinen die Mehrheitsverhältnisse damit relativ klar. Politologe Lukas Golder spricht aber von einem labilen Vorsprung: «Die Hälfte der Befragten, die bestimmt abstimmen wollen, sagten uns noch nicht, in welche Richtung sie neigen.»
Erwartungsgemäss unterstützt die links-grüne Stammwählerschaft die Position des Referendums-Komitees aus Umweltschutzkreisen; derweil schliessen sich die Reihen hinter den Ja-Parolen der bürgerlichen Parteien. Aber: In allen Lagern gibt es respektable Minderheiten, die nicht auf Parteilinie sind.
Bemerkenswert ist zudem: Während knapp 60 Prozent der Männer für das neue Jagdgesetz sind, sind es bei den Frauen nur knapp die Hälfte.
Plötzlich wird es ruhig um den Wolf
Der Wolf bewegt – normalerweise. Bei gleich fünf Abstimmungen am 27. September ist das hochemotionale Thema nun aber in den Hintergrund gerückt. «Beide Seiten argumentieren mit dem Tierwohl, es ist eine intensive Debatte. Es wäre spannend, hinzuhören», sagt Golder.
Genau das fällt derzeit aber vielen Menschen schwer. Bei der geballten Ladung an Abstimmungsvorlagen könnte es beim Jagdgesetz zu einem Bauchentscheid an der Urne kommen: «Und wenn andere Vorlagen als wichtiger wahrgenommen werden, erwarte ich doch eher ein laues Ja.»
Wenig überraschend klafft in der Frage ein Stadt-Land-Graben. Aber: «Wenn man im Wallis und Graubünden dachte, dass am Schluss die Städte entscheiden – dann ist das im Moment noch nicht der Fall», sagt der Politologe. Denn auch in urbanen Gebieten findet die Vorlage derzeit eine knappe Mehrheit. Auf dem Land geht sie mit einem komfortablen Vorsprung ins Abstimmungsrennen.
Sollte in den nächsten Wochen noch Zunder in die Debatte kommen, ist eine Trendwende aber durchaus möglich – insbesondere, wenn bürgerliche Städter plötzlich ihr Herz für den Wolf entdecken. Allerdings habe die Regierungsseite im Kontext der Coronakrise Vorteile, schliesst Golder: «Eine breite Protestbewegung zu lancieren, ist im Moment schwierig.»