Sonja Hofstetter arbeitete von Februar 2013 bis August 2015 für die Hilfsorganisation Helvetas in Nepal. Sie arbeitete dort für ein Projekt, das es jungen Nepalesen ohne Schulabschluss ermöglicht, in Ausbildungswerkstätten der Helvetas eine zertifizierte Berufsbildung zu absolvieren.
«In Nepal fallen viele junge Menschen aus verschiedenen Gründen aus dem Schulsystem heraus – meistens, weil sie zu arm sind», erklärt Hofstetter. Nur ein ganz kleiner Teil verlasse die Schule nach zehn Jahren mit einem Abschluss. «Es braucht deshalb für viele Menschen eine zweite Chance.»
Mit dem schweren Erdbeben am 25. April 2015 änderte sich für Hofstetter praktisch alles: In den ersten Tagen packte sie an, wo Hilfe gerade gebraucht wurde. «Eindrücklich war der Einsatz unserer lokalen Mitarbeiter», sagt Hofstetter rückblickend. «Sie standen alle kurze Zeit nach dem Erdbeben wieder im Büro. Und dann lief unsere Maschinerie an.»
Fünf Tage nach dem Erdbeben reiste Hofstetter mit dem inzwischen eingetroffenen Schweizerischen Korps für humanitäre Hilfe (SKH) nach Gorkha – einen Ort, der nur wenige Kilometer vom Epizentrum des Bebens entfernt liegt. «Das SKH war froh um unser lokales Wissen», so Hofstetter.
Etwa vier Wochen nach dem Erdbeben kehrte Hofstetter dann zu ihrem eigentlichen Projekt zurück – allerdings hatte sich auch dort mit dem Beben einiges geändert. «Wir bieten unsere Berufstrainings nun für den Wiederaufbau an», erklärt sie. «Wir können also Baufachleute ausbilden, die helfen können, zerstörte Häuser wieder aufzubauen.»
Gut acht Monate nach dem Beben geht es für die Helfer allerdings nur schleppend voran. «Leider ist es so, dass die Regierung blockiert», sagt Hofstetter. Eine neu geschaffene Wiederaufbaubehörde sei zwar beschlossen, arbeite aber noch nicht. «Wir könnten sofort mit unseren Trainings beginnen. Aber uns fehlen die nötigen Bewilligungen», so Hofstetter. «Und ohne die darf kein einziges Haus gebaut werden.»
Hofstetter selbst ist seit August 2015 wieder in der Schweiz und arbeitet in der Zentrale von Helvetas in Zürich. Das Erdbeben hat seine Spuren bei ihr hinterlassen. «Etwas in mir drin hat sich verändert», sagt sie. «Wir Menschen fühlen uns weder in der Luft noch im Wasser sicher. Der Boden unter den Füssen hingegen ist eine Gewissheit. Diese geht in solch einem Moment verloren.»