«Wir haben in der Familie überlegt, ob wir das alte Bauernhaus abreissen sollen, es hätte mir das Herz gebrochen», sagt der Gersauer Marzill Camenzind. Der Familienentscheid fiel denkbar knapp aus. Drei von vier Familienmitgliedern stimmten für die Renovation des ältesten Hauses in der Schwyzer Gemeinde am Vierwaldstättersee.
Kruzifixe und Jahrhunderte alte Zähne in den Ritzen der Wände
Marzill Camenzind ist von Beruf archäologischer Grabungsleiter und ist ein grosser Fan der Geschichte. «Das Haus wurde erbaut, als das erste Mal die Welt umsegelt wurde», sagt er, «es ist ein einzigartiges Zeitzeugnis über fast fünf Jahrhunderte».
Beim Abtragen der Wandverkleidungen kamen auch zahlreiche Trouvaillen zum Vorschein: Jahrhunderte alte Kruzifixe und religiöse Symbole fand Camenzind in den Wänden, uralte Jasskarten, Zeitungen aus den Gründerjahren und vieles mehr. Selbst Zähne aus dem 17.Jahrhundert fand er in den Ritzen. Die Zähne seien voller Karies, sagt Camenzind, möglicherweise haben die Leute so versucht, den Schmerz in die Wände zu verbannen.
Funde gehören dem Kanton Schwyz
Camenzind wird jetzt alle Funde akribisch dokumentieren. Dann übergibt er sie den Staatsarchiv des Kantons Schwyz. «Die Funde darf ich nicht behalten», sagt er, «sie könnten vom historischem Wert sein und müssten allenfalls noch genauer untersucht werden.». Das Haus selber will der Bauherr sorgfältig renovieren. Drei Wohnungen sollen es werden, sagt er – modern einerseits, aber die Wände möchte er weitgehend so belassen, wie möglich: «Man soll spüren, dass es sich um ein Jahrhunderte altes Haus handelt.». Ende Jahr sollen die Wohnungen dann bezugsbereit sein.