SRF: Lukas Keller, warum wollen Sie Präsident sein des neuen Vereins Doppeltür?
Ich bin interessiert an kulturellen Projekten. Und dieses Projekt läuft genau in die Richtung, dass es eben das Zusammenleben von Menschen versucht zu definieren und dass es vielleicht einen Beitrag zu leisten vermag an die gesellschaftlichen Fragestellungen unserer Zeit.
Es geht einerseits um die Vergangenheit; Juden und Christen, die lange in Endingen und Lengnau Tür an Tür lebten, das will man zeigen. Was ist denn der Bogen zur heutigen Zeit?
Ich glaube, diese Leute haben ein Vermächtnis hinterlassen. Sie mussten zusammenleben, trotz ihrer Verschiedenartigkeit. Sie mussten einander Toleranz und Respekt entgegenbringen. Und ich glaube, das ist der Bogen zur heutigen Zeit. Man will aufzeigen, dass es heute auch ein Thema ist, vermehrt Toleranz und Respekt gegenüber Andersgläubigen, gegenüber anderen Ethnien zu zeigen.
Die Juden in der Schweiz durften bis vor 150 Jahren nur in Endingen und Lengnau wohnen. Jetzt will man das zeigen. Man hat den Eindruck, es habe sehr lange gedauert, bis diese Geschichte nun sichtbar werden soll.
Sie haben Recht, diese Geschichte hatte lange einen Dornröschenschlaf. Im März 2013 war es das Verdienst von Roy Oppenheim, der in unserem Regionalblatt leise kritisierte, dass diese Geschichte einfach nicht aufgearbeitet werde. Mithilfe des Kantons Aargau wurde dann eine Projektgruppe ins Leben gerufen. Und man hat gemerkt, wie wertvoll diese Geschichte ist. Darum will man sie jetzt aufarbeiten und sichtbar machen.
Wann kann man denn das Projekt Doppeltüre eröffnen, im Idealfall?
Das Projekt hat verschiedene Module, nämlich neun. Die Projekte können einzeln aufgegleist und realisiert werden. Das hängt von den Finanzen ab. Es ist durchaus möglich, dass schon bald erste Module realisiert werden.
Können Sie mir Beispiele geben für solche Module?
Es könnte eine Audiotour sein für Familien oder ein Foxtrail. Es könnte auch ein Kurs sein, es könnten auch geschichtliche Aufarbeitungen sein. Da gibt es viele interessante Module, deren finanzieller Aufwand nicht sehr gross ist.
Das Gespräch führte Stefan Ulrich