Für uns ist es selbstverständlich: Jeder Schweizer Bürger darf wohnen, wo er will. Er darf in der Schweiz umherreisen, wie es ihm passt und den Beruf erlernen, der ihm gefällt. Alle diese Dinge waren vor 1866 für Juden in der Schweiz alles andere als selbstverständlich: Sie waren staatenlos, durften nur in zwei Aargauer Gemeinden wohnen, und beruflich betätigen durften sie sich einzig als Händler und als Ärzte.
Im letzten Jahr feierten die Juden deshalb ein Jubiläum: 150 Jahre Gleichberechtigung der Schweizer Juden. Verschiedene Anlässe fanden statt. In einer Ausstellung wurden beispielsweise mehrere jüdische Persönlichkeiten porträtiert. Die Wanderausstellung sei ein wichtiger Bestandteil, erklärt Roy Oppenheim aus Lengnau, der selber jüdische Vorfahren hat und sich immer wieder für die jüdische Kultur einsetzt.
Klischees bekämpfen
«Diese Ausstellung zeigte der Bevölkerung, wie normal Juden sind. Dass es Menschen sind wie du und ich», so Oppenheim. Das und Informationen zu Kultur und Leben der Juden sei nötig. Denn auf vielen Führungen zum Thema, die er gibt, hört er häufig dasselbe.
«Was weiss der Schweizer über die Juden? Darauf gibt es häufig die gleichen Aussagen: Man kennt die schlimmen Konzentrationslager. Bei Juden denkt man meist an Geld und dass Juden reich sind, und jemand hat mal einen Juden gekannt, der ganz nett war», resümiert Oppenheim. Daneben gebe es natürlich noch viel mehr. «Zum Beispiel jüdische Komponisten, jüdische Künstler oder konkret Albert Einstein, der ja in Aarau zur Schule ging.»
Wo steht das Projekt Doppeltür?
Um der Bevölkerung das Judentum und insbesondere die Geschichte der Juden im Aargau näher zu bringen, arbeiten verschiedene Stellen derzeit an einem Projekt mit Namen Doppeltür (siehe Box).
Ende April 2016 hatte Roy Oppenheim angekündigt, es gebe einen Verein und daraus später gar eine Stiftung, die sich um das Projekt kümmern soll. Oppenheim erklärt im Interview, dass in zwei Wochen der Verein gegründet werde. Nein, Schwierigkeiten seien nicht der Grund gewesen für die Verzögerungen. «Alles dauerte einfach ein bisschen länger.» Zum Beispiel die Suche nach geeigneten Leuten, die am Projekt mitarbeiten. «Es sollen ausschliesslich Leute sein mit viel Herzblut und Engagement», so Oppenheim.
Die Suche nach Geld
Auch die Suche nach privaten Sponsoren ist noch nicht so weit, dass Oppenheim erste Erfolge vorweisen könnte. Aber: «Es gibt Leute, die auf uns zukommen und sich beteiligen wollen.» Ausserdem habe die Aargauer Regierung Geld aus dem Swisslos-Fonds zugesichert. Wie viel genau, das sagt Roy Oppenheim nicht.
Das Projekt Doppeltür soll in Etappen realisiert werden. Das Besucherzentrum soll dabei als erstes eröffnet werden. Wann, das ist noch offen. Letztes Jahr erklärte Initiant Oppenheim, dass das mindestens fünf Jahre dauern dürfte. Daran hält er fest, fügt aber an. «Natürlich wäre es schön, wenn das Zentrum schon früher steht. Wir werden sehen.»