Das Problem: In der Schweiz gibt es mittlerweile über 1000 Brauereien, 950 davon werden von Hobbybrauern betrieben. Den mittleren und grösseren Brauereien fehlten Fachkräfte, sagt Stéphane Quellet, der Berufsbildner von Feldschlösschen in Rheinfelden AG, der grössten Brauerei hierzulande. «Wenn wir Brauer suchen, kommen sehr wenige Bewerbungen aus der Schweiz. Wir sind fast gezwungen, aus dem Ausland zu rekrutieren.» Das Problem sei, dass der Beruf zu wenig bekannt sei, so Quellet. «Die wenigsten Leute machen sich Gedanken, woher unsere Lebensmittel kommen.»
Die Hobbybrauer: Der Boom, den die Bierbrauerei in der Schweiz erlebt, löst laut Quellet den Fachkräftemangel nicht. «Hobbybrauer brauen praktisch in ihrer Garage, mit kleinen Töpfen und Geräten», sagt Stéphane Quellet. Diese Produktion sei nicht zu vergleichen mit derjenigen von grösseren Brauereien. «Wir haben komplexe Anlagen, es gibt immer wieder Störungen in den Anlagen und Qualitätsprobleme.» Mit anderen Worten: Hobbybrauer sind nicht wirklich Fachkräfte.
Das Projekt: Die Lernenden der Brauerei in Rheinfelden dürfen jedes Jahr ein eigenes Bier kreieren. Bislang wurde dieses lediglich intern ausgeschenkt. Seit diesem Jahr kommt es in den Verkauf. Mit dem Erlös wird die Ausbildung unterstützt, er geht vollumfänglich an den Schweizerischen Brauerei-Verband. «Damit wird eine Lernwerkstatt für die Nachwuchs-Bierbrauer eingerichtet.» Der Brauerei-Verband bewerbe die Ausbildung ausserdem aktiv, sei an Berufsmessen präsent und so weiter.
Die Lernenden in Rheinfelden: Die Ausbildung zum Lebensmitteltechnologen Schwerpunkt Bier dauert drei Jahre. Feldschlösschen hat sechs Lernende, in jedem Lehrjahr zwei. Unter ihnen: Jan und Laurin, welche dieses Jahr am Spezial-Bier der Lernenden mitwirkten. Auch ihnen war zu Beginn der Berufswahl nicht bewusst, dass es eine Lehre zum Bier-Brauer gibt. «Ich habe zuerst als Koch geschnuppert, dort gefielen mir aber die Arbeitszeiten nicht», sagt Laurin. Und für Jan ist klar: «Ich möchte nach dem Lehrabschluss auf jeden Fall auf dem Beruf weiterarbeiten – zumindest vorerst.»