Eine unbewilligte Party mit mehreren hundert Leuten hat am Wochenende in Bern Befürchtungen wegen Corona aufkommen lassen. Die Berner Kantonsärztin Linda Nartey sagt gegenüber SRF News, das Verhalten der Leute drohe alles zu untergraben, was bisher unternommen worden sei im Kampf gegen das Virus.
SRF News: Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie die Party-Bilder aus Bern sehen?
Linda Nartey: Das sind viel zu viele Leute, die über eine lange Zeit sehr nahe beieinander stehen. Das erhöht das Risiko für Übertragungen des Virus sehr stark, auch wenn die Party draussen stattfand.
Wie gross ist denn das Risiko für eine Übertragung draussen?
Ich kann nicht sagen, um wie viel frische Luft das Risiko reduziert. Klar ist: Die Leute stehen weniger als 1.5 Meter beieinander, sie tragen keine Maske und sicherlich haben auch nicht alle ein Desinfektionsmittel dabei, mit dem sie regelmässig ihre Hände desinfizieren. Das ist ein klares Zeichen dafür, dass es hier ein erhöhtes Risiko gibt.
Auf was sollten Personen achten, die im Moment an Partys teilnehmen?
Man muss die maximale Personenzahl berücksichtigen, man sollte sich in eine Liste eintragen oder sonst die Rückverfolgbarkeit garantieren. Idealerweise mit der Covid-Tracing-App, sodass man benachrichtigt werden kann, sollte es zu einer Ansteckung gekommen sein.
Sie kämpfen seit Wochen für die Eindämmung des Virus. Nun sehen Sie Bilder von Leuten, die sich nicht an die Distanz- und Hygiene-Regeln halten. Ist das frustrierend?
Frustrierend wäre wohl das falsche Wort. Aber dieses Verhalten droht alles zu untergraben, was wir bisher gemacht haben, um möglichst Lockerungen zuzulassen und nicht wieder mit härteren Massnahmen zu operieren. Ich kann nur den Appell wiederholen, dass die Leute ihre Verantwortung wahrnehmen.
Das Gespräch führte Mirjam Spreiter.