Die Basler Herbstmesse kann dieses Jahr wegen der Coronakrise nicht durchgeführt werden. Die Regierung erachtet die Ansteckungsgefahr an diesem traditionsreichen Grossanlass als zu gross und sagt ihn deshalb ab.
Herbstmesse ist kaum kontrollierbar
«Die Basler Herbstmesse ist nicht wie der Europapark, wo man sich für den Eintritt registriert und dann rein kann. Die Herbstmesse findet mitten in der Stadt statt und ist damit kaum kontrollierbar,» sagt Sabine Horvath, Leiterin des Stadtmarketings.
Die Regierung des Kantons Basel-Stadt bedauert in einer Mitteilung vom Mittwoch ihren Entscheid. Angesichts von bis zu 100'000 Besuchern pro Tag sei die Durchführung einer Innenstadtmesse in Zeiten von Covid-19 jedoch «nicht verantwortbar». Bis zuletzt habe die Hoffnung bestanden, dass «D'Mäss» auch dieses Jahr stattfinden könne. Deshalb seien auch alle Möglichkeiten für eine sichere Durchführung in Erwägung gezogen worden, heisst es im Communiqué.
Für viele Marktfahrer ist die Absage eine Katastrophe
Für viele Marktfahrer dürfte die Absage ihre finanzielle Lage nochmals verschärfen. Als der Markt in Sissach, der grösste seiner Art in der Region, vor einigen Tagen abgesagt wurde, protestierten sie still. Mancher sagte, wenn jetzt auch noch die Herbstmesse ins Wasser falle, gehe man wohl Konkurs. Oskar Herzig, Sprecher der Marktfahrer sagt, neunzig Prozent der Standbesitzer gingen Konkurs, falls der Bund ihnen finanziell nicht unter die Arme greife. Bei so einem grossen Standsterben könne es auch keine Herbstmesse im nächsten Jahr geben, einfach, weil es gar keine Marktfahrer mehr gebe, sagt Herzig.
Online-Handel für Marktfahrer?
Allerdings zeichent sich seit einiger Zeit ab, dass die Herbstmesse ins Wasser fallen könnte. Gian Jonasch, selber Magenbrotverkäufer und Präsident der Marktfahrerverbandes Nordwestschweiz, prüft daher verschiedene Möglichkeiten. «Jetzt müssen wir halt an die Säcke, um uns auch ohne Herbstmesse dieser Stadt irgendwie zu zeigen,» sagt er. Ob er einen Online-Handel aufziehen wird oder mit einem Pop-up-Store an seine Kunden kommen will, weiss er noch nicht.
Fasnacht, Baselworld, Art Basel und jetzt die Herbstmesse
Die Herbstmesse ist neben der ebenfalls abgesagten Fasnacht einer der wichtigsten Grossanlässe in Basel. Dieses Jahr hätte sie vom 24. Oktober bis zum 10. November dauern sollen. Für viele Schausteller und Marktfahrer ist die Herbstmesse der wichtigste Anlass überhaupt.
Die Basler Herbstmesse blickt auf eine sehr lange Geschichte zurück: 1449 ging in Basel mit dem 18-jährigen Konzil ein wirtschaftlicher Aufschwung zu Ende. Ein Jahrmarkt sollte abhelfen, und 1471 erhielt die Stadt von Kaiser Friedrich III. die Erlaubnis dazu. Seither gibt es in Basel "d'Mäss". Heuer hätte das 550-Jahr-Jubiläum eingeläutet werden sollen.
Abgesagt wird die Herbstmesse dieses Jahr nach Angaben der Regierung nicht zum ersten Mal. Schon in den Jahren 1721 und 1722 gab es wegen der Pest eine Absage. 1831 konnte die Messe wegen der Cholera-Epidemie nicht stattfinden, und 1918 verhinderte die Spanische Grippe eine Durchführung.
550-Jahr-Feier soll es geben
Nach den Sommerferien will der Regierungsrat informieren, in welchem Rahmen der Auftakt des Jubiläumsjahres anlässlich des 550-jährigen Bestehens der Basler Herbstmesse erfolgen soll.