Philip W. ist ein passionierter Gamer. Um vor dem Monitor in leistungsintensive Spiele abzutauchen, hat der 16-Jährige einen Computer selbst zusammengestellt. Die nötigen Bauteile hat er in verschiedenen Online-Shops bestellt. Eigentlich ist sein PC längst fertig. Doch ein zentrales Bauteil fehlt: Die sogenannte Grafikkarte. «Ohne diese gibt es kein Bild auf dem Monitor». Sein teurer PC steht deshalb seit Monaten nutzlos herum, denn gamen kann er damit nicht.
Bestellt und bezahlt hat der Lehrling die Grafik-Karte anfangs Februar bei Onlyshop.ch. «Der Preis war mit 771 Franken im Vergleich zu anderen Anbietern sehr gut. Deshalb schlug ich zu». Da Onlyshop.ch eine Schweizer Firma ist, schien ihm der Shop durchaus vertrauenswürdig
Preis plötzlich 230 Franken teurer
Im Juli – fünf Monate nach Bestellung – dann eine ernüchternde Nachricht von Onlyshop. Man könne ihm die Karte «ausnahmsweise» sofort zustellen. Der Haken: Für die Lieferung müsste der Lehrling jetzt plötzlich 999 Franken bezahlen. «Für mich kam nicht in Frage, 230 Franken mehr zu zahlen. Ich habe mit der Bestellung einen fixen Vertrag.»
Stornieren geht nicht
Als der Lehrling den Kauf stornieren will, kommt es noch dicker: Das sei nicht möglich, da man das Produkte «explizit» für ihn nachbestellt habe, schreibt Onlyshop. Bei «nachbestellter Ware» sei eine Stornierung laut AGB nicht möglich.
«Kassensturz/Espresso» erhält viele Zuschriften zu Onlyshop. Alle beklagen das gleiche: Monatelange Wartzeiten, plötzliche Preiserhöhungen, keine Storno-Möglichkeiten oder nur gegen happige Gebühren.
Desaströse Kunden-Bewertungen
Auch die Kunden-Bewertungen im Netz zu Onlyshop sprechen Bände: Die Vergleichsplattform Toppreise hat die Zusammenarbeit mit dem Shop.ch und dessen Muttergesellschaft «Ixo24.com» inzwischen beendet – wegen der vielen negativ-Bewertungen.
Bei Google sieht es nicht besser aus: Von 103 Bewertungen vergeben 82 gerade mal einen einzigen Stern. Schlechter geht nicht.
Auffällig: Ein Teil der Bewertungen vergibt das Maximum von 5 Sternen. Darunter sind einige, wo zumindest der Verdacht besteht, nicht von echten Kundinnen zu stammen. Peinlich: Sogar ein Geschäftsleitungsmitglied von Onylshop vergibt fünf Sterne – seiner eigenen Plattform, mit der viele Kundinnen äusserst unzufrieden sind!
Wir entschuldigen uns bei unseren Kundinnen und Kunden
Gegenüber «Kassensturz» nimmt der Inhaber der beiden betroffenen Internet-Läden Onlyshop bzw. «Ixo24.com» nur schriftlich Stellung. Schuld an den langen Wartezeiten seien die weltweiten Lieferengpässe bei Grafikkarten. Die abgelehnten Stornierungen begründet der Shop damit, dass er Bestellungen bei den Lieferanten auch nicht stornieren könne. Und gelobt Besserung: «Wir entschuldigen uns bei unseren Kundinnen und Kunden und versichern, dass wir mit Hochdruck daran arbeiten, alle Betroffenen einzeln und persönlich zu kontaktieren und individuelle Lösungen zu finden.»