Das Kloster Einsiedeln verfügt mit dem Klosterplatz über einen der grössten und eindrücklichsten Kirchenvorplätze der Welt. Die Arkaden, die den Platz links und rechts säumen, münden in die grosse Treppe zur Klosterkirche. Sie bilden den architektonischen Übergang vom Dorf zum Kloster und dienen als Stütze für den Oberplatz und die Klosterfassade.
Sie beherbergen aber auch seit 1750 sogenannte Kramläden, die allerlei Devotionalien anbieten. Seit vier Jahren werden diese Arkaden nun renoviert, um eine neue Nutzung zu ermöglichen. Die klassischen Kramstände werden abgelöst von Läden, die neben den Wallfahrern auch Besucher, Passanten und Einheimische ansprechen sollen.
Heutige Pilger mit anderen Ansprüchen
Die Neuausrichtung begründet der Abt des Klosters Einsiedeln, Urban Federer, wie folgt: «Die heutigen Pilger wollen nicht mehr nur einen Rosenkranz oder ein Heiligenbild mit nach Hause nehmen, sondern auch etwas Regionales aus Einsiedeln.»
Das passe durchaus zum Konzept des Klosters. Denn schon immer habe zu einem Wallfahrtsort auch der kommerzielle Aspekt gehört. «Wichtig ist, dass keiner dieser beiden Punkte die Oberhand gewinnt», sagt Federer. Das stehe schon in den 1500 Jahren alten Benediktsregeln, dem Leitbild der Klostergemeinschaft in Einsiedeln.
Zu einem Wallfahrtsort gehört das Geistliche ebenso wie das Kommerzielle.
Die Arkadenläden wurden in ihrer alten einfachen Struktur mit den gleichen alten Einbauten wie vor 250 Jahren restauriert. Sie erhielten aber ein neues Dach, eine neue Rückwand und einen neuen Sockel und Fussboden.
Käse und Kerzen
Am Montag wurden die entsprechenden Mietverträge unterzeichnet. Mit der Milchmanufaktur Einsiedeln AG und der Schnyder Kerzen AG hat das Kloster für die Arkaden Unternehmen aus der Region gewinnen können. Mit weiteren Interessenten aus Handwerk, Gewerbe und Tourismus wird verhandelt.
Für Dominic Braun von der Kerzenfabrik Schnyder ist der künftige Laden auf dem Klosterplatz ein Glücksfall: «Eine Kerzenfabrik gehört zum Kloster.» Dabei gehe es gar nicht in erster Linie um Profit. «Dieser Laden darf etwas kosten, er ist ein Aushängeschild und Werbung», sagt Braun.
Das Einrichten des Ladens in diesen historischen Räumlichkeiten ist sicherlich eine grosse Herausforderung.
Ähnlich sieht dies René Schönbächler, der Geschäftsführer der Milchmanufaktur Einsiedeln. Der Laden sei eine grosse Chance. «Wir hoffen, dass der Laden sowohl von Pilgern wie auch von Einheimischen genutzt wird», sagt Schönbächler.
Eine Herausforderung sei aber sicher, den Laden in den historischen Räumlichkeiten einzurichten. Denn auch nach der Sanierung verfügen die Arkaden weder über sanitäre Anlagen noch über eine Heizung.