Sonntagnachmittag, 10. Dezember, im Stade de Suisse spielen die Berner Young Boys gegen die Zürcher Grasshoppers. «Die beiden Mannschaften marschieren aufs Spielfeld», kommentiert Marcel Urquizo, «neben den Spielern sind die Einlaufkinder, sie tragen alle Zipfelmützen.» Eine normale Fussballübertragung also? Nicht ganz.
Urquizo kommentiert für Blind Power. Der Verein mit Sitz in der Alten Feuerwehr Viktoria in Bern kommentiert Fussballspiele speziell für Sehbehinderte und Blinde. Das nennt sich Audiodeskription.
Beschreiben – das tönt einfach. Ist es aber nicht.
«Grundsätzlich geht es darum zu beschreiben, was wir sehen», so Urquizo, der selber nicht sehbehindert ist. Das töne einfacher als es sei. «Denn wir sind uns das nicht gewohnt.» Dass die Einlaufkinder Zipfelmützen tragen, werde bei einer Fernsehübertragung wohl nicht speziell erwähnt, man sehe es ja.
Schwierig zu erklären
Jonas Pauchard ist blind und engagiert sich seit 2003 für Blind Power. Es sei jeweils nicht einfach den Akteuren zu erklären, worum es geht. «Bei den Fussballclubs hiess es oft: Wir haben bereits ein Fanradio, das brauchen wir nicht.» Aber Blind Power sei eben kein Fanradio, sondern biete via Livestream im Internet neutrale Berichterstattung – speziell für Blinde und Sehbehinderte.
Die Stimmung im Stadion plus Kommentar, das ist schon grossartig.
Er sei zwar nicht sehr fussballinteressiert, aber diese neue Art der Übertragung habe ihn doch etwas mehr für Fussball begeistern können, so Pauchard. Die Stimmung im Stadion wahrzunehmen und über Kopfhörer mitzubekommen, was auf dem Spielfeld passiert, das sei schon grossartig.
Bald auch Rendez-vous-Bundesplatz im Kopfhörer?
Blind Power will das Angebot an Audiodeskription ausbauen. Der Verein sammelt zurzeit auf einer Crowdfunding-Plattform Geld. Damit sollen künftig auch Konzerte, Musicals oder Theaterstücke speziell für Sehbehinderte und Blinde beschrieben werden können. Oder auch Anlässe, wie etwa die Lichtshow Rendez-vous-Bundesplatz.