- Die Villa Langmatt in der Stadt Baden ist ein Kunst- und Wohnmuseum von internationalem Rang. Sie ist einer der kulturellen Leuchttürme im Kanton Aargau.
- Doch der Weiterbestand ist gefährdet. Das Gebäude braucht dringend eine Sanierung. Und die Stiftung, die das Museum betreibt, hat fast kein Geld mehr.
- Nun legen Stadt und Stiftung eine Strategie vor, um das Museum zu retten. Unter anderem werden Bilder verkauft, um an Geld zu kommen.
Der Badener Stadtrat und die Stiftung Villa Langmatt haben am Donnerstag mitgeteilt, wie sie sich die Rettung «der für die Stadt und Region Baden wichtigen Kulturinstitution» vorstellen: Während sich die Stadt um die dringend nötige Sanierung des Gebäudes kümmert, soll die Stiftung den laufenden Betrieb sichern.
Für beides braucht es Geld. Um sofort erste Flickarbeiten auszuführen, solle der Einwohnerrat 450'000 Franken bewilligen, beantragt der Stadtrat. Und um den Betrieb zu sichern, wird die Stiftung einige ihrer wertvollen Bilder verkaufen. Der Kernbestand der Sammlung bleibe aber erhalten, heisst es.
Wie teuer die spätere Instandhaltung der Villa kommt, ist noch nicht bekannt. Die Stiftung übernimmt die Kosten der Planung bis hin zu einem Bauprojekt. Für die Ausführung des Bauprojekts sehen Stadt- und Stiftungsrat dann vor, eine Aktiengesellschaft zu gründen, an der sich die Stadt substanziell beteiligt.
Derzeit schätzt die Stadt die Kosten auf 17 Millionen Franken. Die Hälfte davon soll die Stadt Baden finanzieren. Aber auch der Kanton und private Sponsoren sollen sich an der Sanierung des denkmalgeschützten Hauses beteiligen.
Marode Fabrikanten-Villa
Die um 1900 entstandene Langmatt ist die ehemalige Fabrikanten-Villa von Sidney Brown, dem Bruder Charles Brown, welcher die Brown Boveri & Cie mitbegründete. Zum Gebäude gehört auch ein grosser Park. Das seit 30 Jahren bestehende Museum Langmatt umfasst eine bedeutende Kunstsammlung französischer Impressionisten.
Neben Bildern sieht man auch Möbel, Teppiche und Keramiken der kunstbeflissenen Familie Brown: «Hier hat die Familie Brown gelebt und gearbeitet. Und hier hat sie den Gästen gezeigt, was sie gesammelt hat», sagte Direktor Markus Stegmann auf einem Rundgang im Februar.
«Ein Pulverfass»
Das Gebäude istin einem schlechten Zustand, sagte Stegmann damals: «Erst kürzlich hat es in die ehemalige Bibliothek im Obergeschoss reingeregnet. Zum Glück nur ein wenig. Aber es passiert ständig etwas. Es ist unberechenbar, es ist wie ein Pulverfass.»
Das Problem: Die Villa Langmatt ist 100 Jahre alt. Sie befindet sich praktisch noch im Originalzustand. Die Villa wurde als Wohnhaus gebaut, wird aber seit 30 Jahren als Museum genutzt mit einem regen Publikumsverkehr. Eine richtige Sanierung gab es noch nie, dafür immer wieder bauliche Notmassnahmen.
Patrick Nöthiger kennt den Zustand des Gebäudes sehr gut. Er leitet die Abteilung Kultur der Stadt Baden, und er ist zuständig für das Projekt «Strategiebericht Zukunft Langmatt». Nöthiger nimmt kein Blatt vor den Mund: «Das Haus, wenn man es etwas übertrieben ausdrückt, fällt zusammen. Wir müssen permanent flicken, dauernd investieren, damit die Substanz erhalten bleibt.»
Wie macht man das Haus zugänglich für Behinderte im Rollstuhl? Das ist eine von sehr vielen kniffligen Fragen, die es bei der Sanierung zu beantworten gilt. Auch eine Sprinkleranlage lässt sich nicht so einfach einbauen. Diese würde im Brandfall alles unter Wasser setzen und die Kunstschätze zerstören. Deshalb braucht es überall Speziallösungen.
Der Badener Stadtrat wird die Strategie für das Museum Langmatt Anfang Juni dem Einwohnerrat unterbreiten. Dann wird sich entscheiden, wie es mit diesem kulturellen Leuchtturm des Aargaus weitergeht.