Das Szenario: Nach einem AKW-Unfall in Gösgen treibt eine radioaktive Wolke gegen Osten. Der Grossraum Aarau muss daher evakuiert werden. Die Behörden lösen Sirenenalarm aus. Gleichzeitig aber ist der Strom ausgefallen.
«Die Sirenen heulen noch, die sind unabhängig vom Stromnetz. Aber die wenigsten Leute haben heute leider noch einen batteriebetrieben Radio daheim», fasst Diego Ochser, Chef kantonaler Führungsstab Solothurn, das Problem zusammen.
Die Lösung: In den Kantonen Aargau und Solothurn werden in allen Gemeinden «Notfalltreffpunkte» definiert. An diesen Orten sollen sich die Menschen im Notfall versammeln. «Die Idee ist, dass alle wissen, wo ihr Notfalltreffpunkt ist», erklärt Diego Ochsner.
Betrieben werden diese neuen Treffpunkte vom Zivilschutz. Sie werden einheitlich gekennzeichnet.
Die Vorteile: An solchen Treffpunkten erhalten die Menschen eine minimale Versorgung. «Mindestens Licht, Wärme, Strom», sagt Ochsner. Es gibt Kommunikationsmittel, die noch funktionieren. Und: Die Menschen werden direkt vor Ort darüber informiert, was sie jetzt tun sollen.
Auch bei Evakuationen helfen diese neuen Treffpunkte. Hier können Menschen auch ihre Hilfe anbieten, zum Beispiel grosse Fahrzeuge vorbeibringen. Die Hilfe wird an diesen Treffpunkten koordiniert.
Schliesslich werden die ankommenden Menschen auch registriert, in einer schweizweit etablierten Notfall-Datenbank. Das hilft Familien, die nach einem Unglück getrennt sind. «Wir wissen mit diesem System, wer wo ist», so Ochsner.
Der Zeitplan: Bis zum Sirenentest 2018 sollen alle Notfalltreffpunkte ausgerüstet und das Personal geschult sein. Dann wird die Bevölkerung über die Standorte informiert. Im Jahr 2019 ist eine Evakuationsübung geplant.
Die Kantone Aargau und Solothurn wollen «zackig» vorwärts machen, wie Ochsner erklärt. Deshalb habe man auch keine Bundeslösung angestrebt. «Wir haben das Bundesamt für Bevölkerungsschutz über unser Konzept informiert. Sie können mitmachen, wenn sie wollen. Wichtig ist für uns aber, dass wir unseren Zeitplan einhalten können.»
Die Zusammenarbeit: Warum aber koordinieren sich die Kantone Aargau und Solothurn in dieser Frage? Die Idee sei aus dem Aargau gekommen, sagt Diego Ochsner vom Solothurner Amt für Militär und Bevölkerungsschutz. Die Kantone arbeiteten schon länger gut und eng zusammen.
«Die Herausforderungen bei einem AKW-Unfall würden uns beide stark betreffen. Je nach Windrichtung müssen wir in den einen oder anderen Kanton evakuieren.» Man wolle aber auch weitere Kantone ins Boot holen - zum Beispiel Luzern.
Fazit: Die Kantone Aargau und Solothurn setzen bei der Notkommunikation nach einem Stromausfall auf eine «unkomplizierte Lösung, die funktioniert», wie Diego Ochsner sagt: Man trifft sich an einem Ort. Ganz wie früher.