Kanton Solothurn vor zehn Jahren. Die Polizei registriert eine stetig steigende Anzahl Straftaten, an denen Jugendliche beteiligt sind. Vor allem der Anteil schwerer Gewaltdelikte nimmt stark zu, es gibt immer wieder Verletzte. Der Kanton handelt, die Solothurner Regierung beschliesst auf Antrag der Polizei die Gründung einer eigenen Polizeieinheit, um die Jugendkriminalität zu bekämpfen.
2007 nimmt die Jugendpolizei Jupo den Dienst auf. Acht spezialisierte Mitarbeitende sollen sich «mit dem Phänomen Jugendkriminalität auseinandersetzen», so der Wortlaut des Regierungsratsbeschlusses. Schnellere Verfahren und die Verhinderung von Straftaten sind Ziele, zentrale Themen sind körperliche Gewalt, Drogen und Alkohol. Jugendpolizisten sollen «mit den Jugendlichen an ihren Treffpunkten und in der Szene Kontakt aufnehmen und sich als Ansprechpartner anbieten». Prävention und Intervention ist die Idee.
«Weniger Dubeli-Gruppen»
Die Zahlen geben dem Solothurner Konzept recht, die Anzahl halbiert sich. Von 731 Straftaten durch Jugendliche im Jahr 2008 geht es auf 357 im Jahr 2016. Auch die Zahl beschuldigter Jugendlicher nimmt ab.
Heute arbeiten neun Personen für die Solothurner Jugendpolizei – meistens in zivil und nicht in Uniform. Die Polizei spricht vom Erfolgsmodell Jupo. Das Unrechtsbewusstsein der Jugendlichen sei geschärft worden, Schulen schätzten sie als Ansprechpartner, die Zusammenarbeit mit anderen Behörden und Organisationen habe sich bewährt. Die Jupo sei die erste Anlaufstelle für Schulen, wenn es Probleme gebe, erklärt Marcel Dubach, Chef der Solothurner Jugendpolizei.
Jährlich führt die Jupo 350 Präventions-Veranstaltungen durch, an Schulen oder Gewerbeschulen, aber auch für jugendliche Asylsuchende.
Virtuelle anstatt körperliche Gewalt
Die Themen, um die sich die Jupo kümmert, haben sich in den letzten zehn Jahren geändert. War es am Anfang körperliche Gewalt, sind es heute Taten im Zusammenhang mit neuen Medien, zum Beispiel Sexting (Erpressung mittels sexueller Bilder). Virtuelle anstatt körperliche Gewalt. In diesem Bereich setzt die Jugendpolizei einen Schwerpunkt. Aber auch heutzutage gebe es noch Straftaten wie Körperverletzung, Drohung oder Alkoholmissbrauch, so Dubach.
Heute gebe es weniger Gruppen, die auf Schlägereien aus seien. «Dubeli-Gruppen» nennt sie Marcel Dubach. Jugendliche seien heute auch weniger draussen – auch eine Folge des digitalen Wandels. Die Jugendlichen könnten sich daheim mit ihrem Smartphone beschäftigen und sich digital mit ihren Kolleginnen und Freunden unterhalten.